Das war keine schöne Begegnung. Gerhard Heilig sitzt gemeinsam mit seiner Tochter Tatjana unter den Zuhörern an diesem ersten Sitzungstag nach der Sommerpause. Wolfgang Drexler, der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses zum Nationalsozialistischen Untergrund (NSU), geht zu ihm. Der Altenpfleger verweigert den Handschlag, will nicht mehr reden mit jenem Mann, in den die Familie so viel Hoffnung gesetzt hatte. Nicht inoffiziell und nicht offiziell. Jede Zusammenarbeit ist beendet. Kurz nach dem zweiten Todestag des Sohnes in der vergangenen Woche wurde das elterliche Haus in Eppingen durchsucht, in der Hoffnung, jene vier Gegenstände, oder zumindest zwei davon, beschlagnahmen zu können, die seit Mai in der Obhut des Landtagsgremiums sein sollten. So jedenfalls hatte es der Vater, als er Drexler noch vertraute, mit dem langjährigen SPD-Abgeordneten ausgemacht. Der Bewusstseinswandel kam überraschend – und gibt dem Ausschuss Rätsel auf, die er nicht lösen kann.
Allzu viel ist ungeklärt
Vor gut sechs Monaten hatten Vater und Tochter als Zeugen kaum fassbare Einzelheiten berichtet: wie desinteressiert die Polizei an den näheren Todesumständen gewesen ist, wie dilettantisch das Auto durchsucht worden war. Tatjana bricht in Tränen aus, beide bringen gute Gründe vor, warum sie einen Selbstmord – die Ermittler unterstellten wechsel- und fälschlicherweise als Motiv mal Liebeskummer, mal schlechte Noten – praktisch für ausgeschlossen hielten. Bei der Vernehmung der beteiligten Beamten kommen haarsträubende Einzelheiten an den Tag. Der zuständige, in Stuttgart bestens bekannte und inzwischen auf der Karriereleiter nach Karlsruhe abgewanderte Staatsanwalt Stefan Biehl bringt mit seiner Gleichgültigkeit sogar den früheren FDP-Justizminister Ulrich Goll, heute Obmann seiner Fraktion im NSU-Ausschuss, auf die Palme. "Ich bin erschüttert", wird sein SPD-Kollege Nik Sakellariou irgendwann bekennen. Und Gerhard Heilig bedankt sich bei Drexler für "die Wiederaufnahme": Sein Sohn sei "so jämmerlich gehängt worden".
5 Kommentare verfügbar
Barolo
am 26.09.2015Es wäre ein Armutszeugnis wenn es so wäre.
Wenn der PUA wirklich aufklären wollte, hätte er die Mittel dazu.
Beugehaft für Funke etc.
Das offensichtliche Problem ist eben, das ein…