Im deutschsprachigen Internet sind Schwindeljäger bislang weniger präsent. Als bekannteste Plattform gilt ein österreichisches Portal: <link http: www.mimikama.at external-link-new-window>www.mimikama.at. Im März 2011 initiierte Tom Wannenmacher die "Internationale Koordinationsstelle zur Bekämpfung von Internetmissbrauch und zentrale Anlaufstelle für Internetuser, die verdächtige Internetinhalte melden möchten". Den Anfang machte <link https: www.facebook.com zddk.eu info _blank external-link-new-window>Wannenmachers Facebook-Initiative ZDDK, was für "Zuerst denken – dann klicken" steht, die heute 579.000 Follower hat. Der Vereinsname Mimikama stammt aus der afrikanischen Sprache Suaheli und bedeutet "Gefällt mir". Finanziert wird das als Verein organisierte Portal mit drei Festangestellten und etlichen Ehrenamtlichen zu 90 Prozent über Spenden der Nutzer.
"Ich selbst wurde Opfer eines Internetbetruges auf Facebook und sah es als meine Aufgabe, andere Facebook-Nutzer vor Internetbetrügern, schädlichen Links, Fake-Gewinnspielen und vielem mehr zu warnen", beschreibt Wannenmacher sein Motiv. Mittlerweile müssen sich die Mimikama-Macher weniger mit Betrügereien, dafür umso mehr mit Verschwörungen und Hetztiraden beschäftigen. Das Internet hat sich zum bevorzugten Aktionsraum entwickelt, um Stimmung gegen Flüchtlinge und zugunsten von Rechten wie Rechtspopulisten zu machen. Die Wahrheit bleibt dabei öfter auf der Strecke, wie unzählige Beispiele auf der Mimikama-Website zeigen. Laut Mimikama lautet das Verhältnis bei Beiträgen über Flüchtlinge im Netz: 40 Prozent stimmt, 60 Prozent stimmt nicht.
Eine Strategie gilt dabei als besonders perfide: Flüchtlinge als IS-Kämpfer zu verunglimpfen. "In den letzten Wochen mehren sich die Meldungen über terrorverdächtige Personen, die mit den aktuellen Flüchtlingsströmen nach Europa, insbesondere Deutschland, gelangen beziehungsweise bereits in deutschen Flüchtlingsunterkünften angekommen sind", bestätigt das baden-württembergische Landesamt für Verfassungsschutz. Als vermeintliche Belege dienten meist Vergleichsfotos, welche die Betreffenden jeweils in militärischem und zivilem Kontext zeigen.
Hinweise auf diese "Memes", wie Bilder mit kurzen Texten heißen, bekommt nicht nur mimikama.at. Sie landen auch bei den Behörden. Teilweise von besorgten Bürgern, teils informieren auch Flüchtlinge in den Unterkünften selbst die Polizei. Laut Verfassungsschutz handelt es sich hierbei jedoch um ein Internetphänomen: "Informationen dieser Art werden, unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt, in sozialen Netzwerken verbreitet", betont das Amt. Mittlerweile benutzten auch "entsprechende Gruppierungen im Anti-Asyl-Umfeld" die Aufnahmen dazu, den Flüchtlingszustrom insgesamt als zielgerichtete Einwanderung von "Terroristen" zu definieren.
Terroralarm wegen gefakter Doppelbilder
Die fraglichen Bilder, oftmals "Selfies", stammen nach Erkenntnissen der Ermittler meist aus Facebook-Einträgen der abgebildeten Personen. "Andere Personenkreise sammeln diese gezielt und veröffentlichen sie in verschiedenen Sprachen auf entsprechenden Plattformen", so das Landesamt. Die beigestellten Informationen reichten von Name und Herkunft bis hin zum aktuellen Aufenthaltsort der Personen. "Für keine der Informationen gibt es jedoch einen belastbaren Beleg", betonen die Ermittler. "Interessierte Kreise" verorteten die dargestellten Personen als IS-Kämpfer innerhalb des Flüchtlingsstroms. "Allerdings handelt es sich, zumindest dem äußeren Erscheinungsbild nach, bei keiner der bislang gesichteten Aufnahmen um das Bild eines ehemaligen IS-Kämpfers", betont das Landesamt. Zwei ähnliche Bilder, aber zwei verschiedene Personen.
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