Die Netiquette ist so alt wie Diskussionsforen im Internet – und hat doch die Streitkultur um keinen Deut verfeinert. Gelesen wird der Umgangsknigge im Netz so wenig wie die Beipackzettel von Medikamenten. Und falls doch, hält sich kaum einer dran. Es nützt also nix, zu sagen: keine antisemitischen und rassistischen Aussagen, keine Beleidigungen oder sexuelle Belästigungen, keine Verleumdung oder rufschädigenden Inhalte, sonst landet der Kommentar nicht im Netz, sondern im Papierkorb. Und das sind noch nicht mal die Feinheiten. Denn außerdem schadet ein Minimum an Fakten keineswegs. Und auch eine gewisse Kenntnis der Rechtschreibung tut einer Meinungsäußerung keinen Abbruch. Doch das scheint sich bei einigen noch nicht rumgesprochen zu haben.
Wie gesagt: Meistens lieben wir unsere KommentatorInnen. Etwa, wenn sie sich argumentativ ausgefeilt, süffisant spitz oder argumentativ kämpferisch an der Position von Peter Conradi abarbeiten, wie in <link http: www.kontextwochenzeitung.de gesellschaft isolierte-s-21-gegner-2653.html _blank>der vergangenen Ausgabe. Okay, das ist nicht allen gelungen, Schwamm drüber. Aber doch den meisten. So gefällt uns das. Doch auch bei Kontext trollen die Nervensägen. Reagieren Freikirchen auf Artikel mit einer Flut organisierter Empörungsbekundungen. Machen sich die Rechten stark, wenn ihre Haus- und Magenband Böhse Onkelz kritisiert wird. Versuchen Provokateure, sich unter verschiedenen Namen einzuloggen. Und auch bei uns gibt es Menschen, die ihren Kommentar im ersten Furor raushauen und ihn später wieder zurückholen wollen.
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Richard Schönfeld
am 17.01.2015