Wie in jedem Jahr ist Anfang Dezember Hochbetrieb beim Filmbüro Baden-Württemberg. Im altehrwürdigen Metropol Kino, im Herzen der Landeshauptstadt, wird der rote Teppich ausgerollt. Der Chef des Filmbüros, Oliver Mahn, liebt rote Teppiche, und für seine, branchenüblich, eher kärglich bezahlten MitarbeiterInnen ist die Filmschau Baden-Württemberg der Höhepunkt ihres Arbeitsjahres. Zum 19. Mal findet diese Leistungsschau der heimischen Filmbranche 2013 statt. Fast genau so lange gibt es auch die Filmförderung der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG), der wohl wichtigsten Institution für FilmemacherInnen. Seit Beginn wird sie von Gabriele Röthemeyer geleitet. Bei der festlichen Eröffnung dieser Filmschau wird sich bereits ihr Nachfolger an das geladene Publikum wenden. Man kann also von einer Woche des Umbruchs für die Film- und Kinobranche im Südwesten der Republik sprechen.
Als die Medien- und Filmgesellschaft Mitte der 90er-Jahre gegründet wurde, war hierzulande noch nicht allzu viel von Film und neuen Medien zu spüren. Gewiss, es gab das Festival in Mannheim und das Trickfilmfestival in Stuttgart, das Filmbüro und das "Haus des Dokumentarfilms", einige kommunale und auch andere Filmkunst-Kinos. Die Filmakademie in Ludwigsburg bestand erst seit vier Jahren – sie wurde noch im Experimentiermodus betrieben. Über das ganze Land verstreut mühten sich auch Filmfirmen, meist Kleinstunternehmen, sogenannte Rucksack-Produzenten. Einsame Herrscher im Reich der bewegten Bilder waren aber die öffentlich-rechtlichen Sender Süddeutscher Rundfunk in Stuttgart und Südwestfunk in Baden-Baden.
Christoph Palmer (CDU) wollte eine Revolution von oben
Später als anderswo kam in Baden-Württemberg die Filmpolitik in Fahrt. Des Landesvaters Teufel rühriger Staatsminister Christoph Palmer (CDU) zog die Film- und Medienpolitik an sich. Nun sollten in kurzer Zeit alle Zutaten eines Filmlandes aus dem Boden gestampft werden. Eine Art filmpolitische Revolution von oben. Kernstück der kühnen Pläne war die Landesfilmförderung. Doch selbst deren Finanzausstattung blieb zunächst eher bescheiden. Mit fünf Millionen Euro sollten Festivals bezuschusst und neue installiert werden, die Kinos im Lande unterstützt und der Filmakademie geholfen werden; vor allem aber die Produktion von Filmen –Animations-, Dokumentar- und Spielfilmen – gefördert werden. Vom Drehbuch bis zum Vertrieb. Dabei waren die Absichten der Gesellschafter, also des Landes und der beiden Sender, eher unterschiedlich: Die Landesregierung träumte vom Aufbau einer heimischen Filmwirtschaft, die Sender wollten vor allem ihre eigenen Programmvorhaben fördern.
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