KONTEXT:Wochenzeitung
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Saubermänner im Glashaus

Saubermänner im Glashaus
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Die "Schwäbische Zeitung" war einst so schwarz wie der Landstrich, in der sie ihren Mittelpunkt hat: Oberschwaben. Sie wurde von den eigenen Mitarbeitern gefürchtet, weil der Rausschmiss schnell gehen konnte. Noch immer nennt sie sich "christliche Zeitung", aber sonst soll vieles anders geworden sein. Sogar der grüne Ministerpräsident Kretschmann lobt das Monopolblatt. (Teil VI unserer Serie über Zeitungsverlage in Baden-Württemberg.)

8900 Quadratmeter Nutzfläche, 6300 Quadratmeter Glas, 5000 Quadratmeter Teppich, 14 Meetingpoints mit Kaffee- und Spülmaschinen, computerbeheizt, schallgedämmt, lederbestückt, weit offen nach oben und innen und mit automatische Jalousien umhüllt, die sich öffnen, wenn eine Wolke vor die Sonne wandert, und sich schließen, wenn sie wieder weg ist. Das neue Haus der Schwäbisch Media – da kann man ruhig ehrlich sein –, ist der Knaller.

Es soll die Unternehmenswerte widerspiegeln, steht in einer Sonderbeilage zum Umzug vom Stammsitz Leutkirch nach Ravensburg in diesen neuen, sauteuren Glaspalast: "Heimatverbunden, engagiert und inspirierend." Aber eigentlich ist es die glasgewordene Absolution für einen Laden, der eine Zeit lang bundesweit als nahezu autokratischer Filzverein mit christlich-fundamentalistischem Einschlag galt, der seine Verlagspartner und Redakteure bis zur Aufgabe knechtete und seine Leser dazu brachte, sich zu Lichterketten für einen besseren Journalismus zu formieren. Demonstrierende Oberschwaben, die Prototypen der baden-württembergischen Obrigkeitshörigkeit. Das muss man erst mal hinkriegen.

In diesem Glashaus sitzen ganz oben, im dritten Stock, zwei Männer, die nach dem großen Sturm kamen. Quasi nachdem die unangenehmen Dinge erledigt waren.

Chefredakteur Hendrik Groth war einmal Nachrichtenchef der "Süddeutschen Zeitung", ehemaliger stellvertretender Chefredakteur der WAZ, zwischendurch Konzernrepräsentant der ThyssenKrupp AG in Südamerika, bis er nach Oberschwaben zog, weil der Journalismus, sagt er, sein Leben sei. Ein Weitgereister gegen Muff und Filz. Als er hier angetreten sei, habe die Redaktion einen bedrückten Eindruck gemacht. "Da war überhaupt kein Spaß da", sagt er.

Kurt Sabathil ist der Geschäftsführer. Ein freundlicher, unauffälliger Mann, kantenlos, sagt man über ihn. Er war Chef der "Ostsee-Zeitung" und der "Leipziger Volkszeitung", und als die Oberschwaben lange keinen Geschäftsführer fanden, weil es einfach keiner machen wollte, sei der Sabathil halt vakant gewesen und irgendwann auf diesem Platz gelandet. Als er in Oberschwaben ankam, sagt Sabathil, habe er versucht, "einen Kulturwandel herbeizuführen". Die verprellte Leserschaft wieder enger anzubinden, das Blatt inhaltlich weiterzubringen. "Wir haben uns geöffnet", sagt er. Nicht nur mit dem transparenten Gebäude mitten in der Stadt, sondern auch im Denken. Aufgeschlossen, nicht hierarchisch. Denn das sei nicht sein Führungsstil.

Sabathil und Groth sind die zwei Männer für den Imagewandel. Sie haben aus dem Schwäbischen Verlag die Schwäbisch Media gemacht.

Ihre iPad-App ist prämiert, sie bilden "Cross-Volos" aus – crossmediale Volontäre, ein Exkorrespondent aus Großbritannien, der wohl die Internet-Werdung des "Guardian" hautnah verfolgt hat, sei extra zurückgekommen, um in Ravensburg Online-Redaktionsleiter zu werden. Groth hat einen Social-Media-Redakteur, der "brennt" für seine Sache, einen neuen Karikaturisten und einen Redakteur von der NZZ übernommen. Für die meisten seiner Zukunftsvisionen gibt es Workshops, außerdem habe sich jeder Redakteur selbst aussuchen dürfen, was für einen Stuhl er für seinen neuen, transparenten Arbeitsplatz haben will. Die "Mannschaft" finde all das "großartig", sagt er.

100 Millionen habe es gekostet, das Glashaus, schreibt das Magazin "Blix" des ehemaligen "Schwäbische Zeitung"-Redakteurs Roland Reck. 30 Millionen Euro, sagt Sabathil, der Reck müsse noch immer tief verletzt sein, wenn er so etwas publiziert. Reck gehörte zu denen, die rausgekantet wurden. Aber dazu später.

Das, was heute die Schwäbisch Media ist, entstand aus 16 Lokalverlagen. 1922 kam einer der damaligen Verleger, Franz Walcher, auf die Idee, eine genossenschaftliche Kooperation mit seinen Kollegen zu gründen, damit nicht jeder für sich wurschtelt. Das Ergebnis war der "Verband oberschwäbischer Zeitungsverleger nach System Walcher", kurz Verbo, mit Sitz in Friedrichshafen. Die Nazis benannten die Zeitung um in die "Donau-Bodensee-Zeitung" und verlagerten den Standort 1943 aus der Rüstungsstadt Friedrichshafen nach Leutkirch. 1945 wurde der Schwäbische Verlag samt der "Schwäbischen Zeitung" aus der Taufe gehoben. Verleger waren die Herren Gessler, Drexler und Walcher, deren Nachfahren heute noch Gesellschafter der Schwäbisch Media sind. Fast alle vormals beteiligten Lokalverlage schlossen sich dem Verbund wieder an. Sie nannten sich nicht "Oberschwäbische", sondern "Schwäbische Zeitung". Potenzielle Expansion qua Namensgebung. In den Sechzigerjahren kamen weitere Lokalverlage dazu und der Fürst von Waldburg zu Zeil als Anteilseigner.

Ende der Achtzigerjahre kauften sie sich Radio 7, woran sie heute noch 50 Prozent halten, und Radio Seefunk, später zwei Regionalfernsehsender, die sie zu Regio TV fusionierten. Heute hat es Dependancen in Stuttgart, Ulm und Friedrichshafen, ein Aufnahmestudio im Glashaus und schreibt rote Zahlen. Aber das macht die Crossmedialität, die vielleicht der Schlüssel zur Zukunft ist, komplett. Zu Schwäbisch Media gehören außerdem Online-Marktplätze, ein Tourismusportal, eins für Fußball, eins für Partys, ein Postzustelldienst, diverse Special-Interest-Magazine, Anzeigenblätter, eine Kinowerbungsfirma, das Druckhaus Duo, dass sie mit der Südwestpresse gemeinsam betreibt, und Beteiligungen am "Nordkurier" in Mecklenburg-Vorpommern. Ein veritabler Gemischtwarenladen eben.

Der letzte Mohikaner

Das Verbreitungsgebiet der "Schwäbischen Zeitung", Auflage 169 000 Stück, reicht vom Bodensee bis zur Ostalb, vom Allgäu bis nach Tuttlingen. Konkurrenz gibt es kaum: Am Bodensee den "Südkurier", rund um Ulm die "Südwestpresse", auf der Ostalb die "Schwäbische Post". Die "Schwäbische Zeitung" ist ein Monopolblatt.

In den Neunzigern, als klar wurde, dass nur im Lokalen und Regionalen die Zukunft liegen wird, weckten all die kleine Verlage auf dem Land Begehrlichkeiten in der alten Leutkircher Zentrale. Problem: Die eigenständigen Klein- und Kleinstverlage hatten zwar Verträge mit der Zentrale, die Zentrale aber keinen direkten Zugriff. Unter Geschäftsführer Udo Kolb sollte sich das ändern.

Wo vorher eine Kommanditgesellschaft war, wollte Kolb nun eine GmbH. Zentrale Anzeigenverwaltung, zentrale Buchhaltung, mehr Einheitlichkeit. Eigentlich kein schlechtes Modell, wo einige der Kleinverlage so runtergewirtschaftet waren, dass sie kaum alleine hätten überleben können. Viele Kleinverleger fanden das gut und unterschrieben den Vertrag, wurden Geschäftsführer ihrer einst eigenen Häuser oder Beiräte des Mutterkonzerns. Veit Feger nicht.

Veit Feger, ein kleiner Mann, der ziemlich laut lachen kann, Antifaschist, Linker. Er hat die Nazigeschichte in Ehingen und drum herum aufgearbeitet und war gleichzeitig Verleger und Chefredakteur der "Ehinger Volkszeitung". Er sagt, er sei zwischen Setzkästen aufgewachsen, seine Zeitung seit 1834 mit kleiner Unterbrechung im Zweiten Weltkrieg in Familienbesitz. Feger wollte nicht verkaufen. Weil die Zeitung sein Leben war und weil er im Grunde ein sturer Kerl ist, der sich von keinem etwas sagen lässt. Deshalb machten die Leutkircher ihm das Leben schwer. Jeden Tag kamen Beschwerden: Seine Titel hätten die falsche Schrift, seien zu groß, zu lang, der oder jener Text sei ja grauenhaft, ein anderer noch schlimmer, sie haben Abmahnungen geschickt und irgendwann kam der damalige Regionalleiter des Schwäbischen Verlags in sein Büro, sagte, Feger, Sie müssen aufstehen, ich sitze jetzt an Ihrem Schreibtisch. Veit Feger hat ihn achtkantig rausgeworfen. Eine Machtdemonstration, sagt er und heute kann er sogar darüber lachen. Feger war der letzte Mohikaner. Auf der Seite der Schwäbisch Media ist er als "Meilenstein" angegeben. "Mit der Eingliederung des lokalen Tageszeitungsgeschäftes des Ehinger Lokalverlags beendet Schwäbisch Media in Leutkirch die Neustrukturierung der Lokalausgaben."

Nach der Übernahme der Kleinverlage begannen Geschäftsführer Kolb und sein Chefredakteur Umbach die Redaktionen auszudünnen. Wo früher teils preisgekrönte Schreiber saßen, saß plötzlich kaum noch einer mehr. Die "Schäbige" sollte eine optimierte Zeitung werden, glatter, freundlicher, eine Heimatzeitung, in der Querköpfe, die nicht zum schwarz-christlichen Verbreitungsgebiet passten, nichts zu suchen hatten. Einmal sagte ein Leutkircher zu Fegers Chefredakteur: "Ihre investigativen Geschichten brauchen wir nicht, wir müssen Geld verdienen."

Zwei wie Pest und Cholera

Über Udo Kolb sagen die einen, er sei ein bauernschlauer, freundlicher Mensch gewesen, wirtschaftlich höchst erfolgreich für den Verlag. Andere sagen, er sei ein unerträglich furchtbarer Kerl, ein Brutalo, der mit der Sense durchs Haus ging, ohne Rücksicht auf Verluste. Umbach ist heute Mediendirektor von Schwäbisch Media mit eigener Sendung auf Regio TV, "ein eigentlich umgänglicher Typ". Er sei früher wohl vor allem von oben drangsaliert worden. Sein Name ist jedenfalls in Oberschwaben Synonym für den Niedergang der "Schwäbischen Zeitung". Kolb und Umbach, zwei mit dem Ruf wie Pest und Cholera.

Es wird von "Gutsherrenart" gesprochen, in der unter den beiden Arbeitsverhältnisse beendet wurden. Vorn herum hätten sie kritischen und unabhängigen Journalismus gefordert, hintenrum die rausgeworfen, die ihn probiert haben. Die Rede war von einem "politischen Machtdreieck" Landrat, Chefredakteur und Fürst, Mitgesellschafter seit 1960.

Maria Georg Konstantin Ignatius Antonius Felix Augustinus Wunibald Kilian Bonifacius Georg von Waldburg-Zeil, Reichserbtruchsess und siebenter Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg. Milliardenschwer, Besitzer von 10 000 Hektar Wald, einem Flugplatz, mehren Spielcasinos und einer Reihe von Kurzentren. "Seine Durchlaucht wollen nicht nur Geschäfte machen, sondern auch Meinung bilden", schrieb die Industriegewerkschaft Druck 1964. Der "Spiegel" zitierte den Fürsten vier Jahre später: "Wir möchten dabei sein, wo Meinung gemacht wird, und wir möchten nicht, dass sie ganz ohne uns gemacht wird." Damals war er neben dem Schwäbischen auch am Allgäuer Zeitungsverlag beteiligt. Druckt man sich heute die fürstlichen Unternehmungen aus der Datenbank der Kommission zur Ermittlung von Pressekonzentration des Medien-Experten Horst Röper aus, ist sie vier Seiten lang. 

Sein Blatt sei die "Bastion der christlich-konservativen Gesinnung Oberschwabens", sagte er mal zur Verabschiedung eines stellvertretenden Chefredakteurs, "in einer sturmumtosten Zeit oberflächlicher Neuerungssucht." Er ist Patronatsherr über etliche Kirchen, damit Partner der Diözese Rottenburg und Vertrauter von Bischof Walter Kasper, der lange Jahre im Vatikan saß. Einmal saß der Kirchenredakteur Joachim Rogosch bei seinem Bischoff im Auto und erzählte vertraulich von einer miesen Stimmung in der Redaktion. Kasper erzählte das dem Fürsten, und Rogosch samt Frau und fünf Kindern bekam drei Tage vor Weihnachten die Kündigung. Das war 1998. Damals fand Erwin Teufel, Ex-CDU-Ministerpräsident von Baden-Württemberg und einst Stammleser der "Schwäbischen Zeitung", das alles sei ein Trauerspiel.

Heimatzeitung des Ministerpräsidenten

Ein weiterer Fall gutsherrlicher Willkür war die Kündigung von Gunter Dahinten. Der Lokal- und Regionalchef in Biberach flog nach 34 Jahren raus. Mit ihm der Redakteur Roland Reck, der später das Magazin "Blix" aufgebaut hat, das dieses Jahr zehnjähriges Bestehen feiert. Reck hatte kritisch über den CDU-Landrat Peter Schneider berichtet und ihn mit dem Satz zitiert: "Ich lasse es nicht zu, dass in der Öffentlichkeit Politik gemacht wird." Reck hatte mitgeteilt, dass in Schneiders Landratsamt nur restriktiv Sozialhilfe bewilligt wurde und die Durchführungsbestimmungen des Landesjagdgesetzes nicht umgesetzt würden. Schneider war nicht nur Landrat, sondern auch Jäger. Das war zu viel für Chefredakteur Umbach und Geschäftsführer Kolb. Dahinten und Reck mussten entsorgt werden.

Kolleginnen und Kollegen in der Biberacher Redaktion schrieben in einer Stellungnahme: "Die atemberaubende Konsequenz, mit der die beiden entfernt wurden, schafft ein Klima der Angst: Wer könnte der Nächste sein? Ob wir in einem solchen Umfeld künftig zupackend, kritisch und fair arbeiten können – wir meinen, das taten wir bisher –, wird sich zeigen."

Das war 2002. Heute schreibt Ministerpräsident Winfried Kretschmann eine Lobhudelei auf den Verlag, zur Einweihung des neuen Hauses in Ravensburg hält er eine Rede, in der er betont, die "Schwäbische Zeitung" sei ihm eine "unerlässliche Informationsquelle". Dass da überhaupt ein Grüner zu Wort kommt, ist auch nicht immer so gewesen. Kretschmanns Parteifreund Siegfried Spangenberg, Kreisrat und Fraktionsvorsitzender im Landkreis Ravensburg, beklagt sich noch heute über die Zeitung. Die Grünen würden gerne verschwiegen, und wenn überhaupt ein Journalist zu den Kreistagssitzungen käme, dann ein unterbezahlter Freier, der keine Ahnung habe, um was es überhaupt gehe, sagt er.

Er war dabei, als die Wangener als mediale Bereicherung ihres Städtchens ein Bürgerblatt gründen wollten, Auflage rund 10 000, für jeden Haushalt eines. Der Schwäbische Verlag verklagte die kleine Initiative immer wieder wegen Nichtigkeiten, bis diese an den Gerichtskosten zugrunde ging. Spangenberg hält die Monopolstellung der Zeitung nach wie vor für falsch.

Hendrik Groth hat kürzlich dem Bayrischen Rundfunk ein Interview gegeben. Es ging um Leiharbeit bei Amazon. Groth sagte, das sei zwar alles erlaubt, aber eine Frechheit. Da müsse man an die Verantwortung der Tarifpartner appellieren. Tarif? Gibt es bei der "Schwäbischen Zeitung" nicht. 30 Tage Urlaub im Jahr, 40-Stunden-Woche, das sei nur geringfügig abweichend vom Tarifvertrag. Dafür, sagt Sabathil, habe man ein "besonderes Gehaltsmodell". Die Leistung des Einzelnen verrechnet mit der Leistung der Gruppe (z. B. einer Lokalredaktion) verrechnet mit dem Verhältnis von Cashflow an Umsatz, den keiner der Redakteure kennt, weil eine Zeitung ein Tendenzbetrieb ist und diese Zahlen nicht veröffentlicht werden müssen. Die Zahlen würden dem Betriebsrat vorgelegt, sagt Sabathil. Verdi kennt sie nicht. Betriebsräte gibt es bei den insgesamt fast 1000 Beschäftigten des Medienhauses nur eine Handvoll. Sechs laut Sabathil im Stammhaus, zwei in Außenstellen, die, so sagt man, immer unter 21 Angestellten gehalten würden, damit aus einem einköpfigen Betriebsrat bloß kein mehrköpfiger mit Gewicht wird.

Wie aber berechnet man geistige Leistung? Eigene Geschichten im Verhältnis zu Agenturmeldungen, die Entwicklung der Auflagenzahl fließe mit ein, sagt Groth, der persönliche Einsatz werde bewertet, Ziele abgesprochen und nach gegebener Zeit abgefragt. Er ist begeistert von Einzelgesprächen, in denen sich Redakteure selbst übertroffen hätten. So ist jeder Redakteur abhängig von anderen, das schafft enormen Druck.

Von der Vergangenheit eingeholt

Dieses Modell sei viel besser als gestaffelte tarifliche Entlohnung, sagt Sabathil. Das Gehalt sei dadurch nicht abhängig von Berufsjahren, sondern davon, wie sich jemand einsetzt. Jungen eine Chance geben, so hört es sich an. Urlaubs- und Weihnachtsgeld gibt es auch nur nach persönlicher Bewertung, ergo nach Gutdünken. Im Schnitt, da sind sich die beiden Herrn in ihrem Glashaus einig, sei im letzten Jahr weit über Tarif bezahlt worden.

Kürzlich holte die "Schwäbische Zeitung" wieder ihre Vergangenheit ein. In einer Kirche unterhalb dem fürstlichen Schlosses Zeil wurde für den kürzlich verstorbenen Chefredakteur Hanns Funk eine Totenmesse gelesen. Funk, ein netter Kerl, der seine Leute gut behandelte. Als er einige Mitarbeiter rauswerfen sollte und sich weigerte, wurde er als Sonderkorrespondent nach Berlin abgeschoben, wo er seine letzten zwei Jahre vor der Rente verbrachte. Im Juli 2013 schreibt die "Schwäbische Zeitung": "Hanns Funk stand als Chefredakteur immer für einen kritischen, fairen, dem christlichen Menschenbild verpflichteten Journalismus. Er hat sich als Anwalt seiner Redakteure verstanden in einer schwierigen Umbruchzeit der deutschen Zeitungslandschaft. Verlag und Redaktion trauern um einen Vollblutjournalisten und Menschenfreund." Manche finden das verlogen. Der Pfarrer sagte bei dessen Beisetzung, der Streit mit seiner Zeitung sei "ein Schlag gewesen, den er niemals verkraftet hat".

Hendrik Groth steht in seinem neuen, transparenten Haus. An der Wand vor dem halbrunden Newsdesk hängt ein riesiger Bildschirm, auf dem die aktuell gebauten Seiten zu sehen sind, damit jeder weiß, wie weit das Blatt ist. "Das ist der Wahnsinn!",sagt er und schaltet auf einen anderen Kanal. Fußball. Innerhalb von Sekunden stehen vier Redakteure vor dem Schirm. Groth sieht höchst zufrieden aus, weil er findet, das zeige, dass man in seinem neuen, transparenten, offenen und freundlichen Haus sogar mal Fußball schauen kann.


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9 Kommentare verfügbar

  • Wolf Goldschmitt
    am 28.04.2016
    Antworten
    Verstehen wohl nur die Schwabo- und SZ-Ehemaligen: Zeitungsgeschichte ohne Zodel ist wie Meinungsfreiheit unter Lamp. Und die Story PR´t zu sehr.
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