Er signierte mit Albrecht/d. - mal groß, mal klein geschrieben, mal mit Komma statt Schrägstrich dazwischen. Jedenfalls ganz bürokratisch: Nachname zuerst, Vorname (Dietrich) abgekürzt. Aber natürlich denkt mancher sofort an Albrecht Dürer. Ein kleiner Witz des vor vier Jahren verstorbenen Künstlers, der über neueste Entwicklungen stets gut informiert war, immer dabei, wenn sich in Stuttgart etwas ereignete, und mit den Größen der Avantgarde persönlich bekannt. Zugleich aber politisch radikaler als die meisten.
Als Uwe M. Schneede 1968 als frisch gebackener Direktor des Württembergischen Kunstvereins gerade seine erste Ausstellung eröffnen wollte, so erzählt dieser in einem von Freunden und Anhängern des Künstlers herausgegebenen Katalog, trat ein junger Mann mit Kinnbart auf ihn zu, der ihm eine offene Holzkiste zum Verkauf anbieten wollte. Schneede lehnte ab. Was der spätere langjährige Direktor des Hamburger Kunstvereins und der Hamburger Kunsthalle nicht bemerkte, war, dass es sich um eine Arbeit von Joseph Beuys handelte. Die "Intuitionskiste", die ihm Albrecht/d. für acht D-Mark andrehen wollte, enthielt nichts als das mit Bleistift geschriebene Wort Intuition. Damals von Beuys in Zehntausender-Auflage vertrieben, sind die Kisten heute dennoch nicht unter 500 Euro zu haben.
Drei Jahre später holte Schneede die Ausstellung "Happening & Fluxus" von Köln nach Stuttgart, die erstmals einen Überblick über diese neuen Kunstrichtungen bot. Ein Foto der Stuttgarter Eröffnung zeigt vorn die Fluxus-Cellistin Charlotte Moorman mit ihrem TV-Büstenhalter von Nam June Paik, hinten den Kurator Harald Szeemann, der im Jahr darauf Fluxus und Happening auch auf der Documenta vorstellte, und dazwischen einen jungen Mann mit etwas längeren Haaren und Hornbrille, der quer durchs Bild schreitet: Albrecht/d.
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Norbert Prothmann
am 06.08.2017