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Austritt aus der Istanbul-Konvention

Frauenmörder lobt Erdoğan

Austritt aus der Istanbul-Konvention: Frauenmörder lobt Erdoğan
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Am 1. Juli ist die Türkei mit der Unterschrift des Präsidenten aus der Istanbul-Konvention ausgetreten. Seitdem nehmen die Femizide zu. Die Studentin Azra ist das 20. Todesopfer männlicher Gewalt in wenigen Wochen.

Während ich diese Sätze schreibe, spricht die Türkei nicht nur über Waldbrände, sondern auch über einen brutalen Femizid. Die 21-jährige Journalismus-Studentin Azra Gülendam Haytaoğlu wurde von einem Mann vergewaltigt und ermordet. Er zerlegte die Leiche in fünf Teile, trug sie aus dem Haus und hat sie vergraben. Der Mörder hat Azras Kopf nach eigenen Angaben in einem verlassenen Grundstück weggeworfen. Als die junge Frau beerdigt wurde, war ihr Kopf noch nicht gefunden.

Ja, es ist schwer, so etwas zu lesen. Aber es ist ein Beispiel dafür, was passiert, seit die Türkei aus der Istanbul-Konvention ausgetreten ist.

Der Mörder ist Ingenieur, geschieden, er hat ein Kind. Er ist der Vorsitzende der Ingenieurskammer. Nicht ungebildet also ist er, nicht marginal. Er ist ein ganz normaler Mann. Als Azra am Abend nicht nach Hause kam, hat die Familie einen Suchaufruf über die Sozialen Medien gestartet. Verschiedene Frauenbewegungen gegen Femizide haben mit einer weiteren Kampagne versucht, Azra zu finden. Mehrmals haben sie die Polizei gedrängt, etwas zu unternehmen. Doch als Azras Familie am Donnerstag bei ihnen Azra als vermisst meldete, wurde ihnen nur gesagt: "Wir können erst am Montag ihr Handysignal orten".

Genau wegen dieses zögerlichen Verhaltens der Polizei flammte die Diskussion über den Austritt der Türkei aus der Istanbul-Konvention wieder auf. Wer schützt die türkischen Frauen vor Gewalt? Zahlreiche Frauengruppen gingen auf die Straße und riefen: "Dieser Staat ist aus der Istanbul-Konvention ausgetreten, während Frauen massakriert werden."

MorÇatı (wörtlich: violettes Dach), die erste Organisation, welche sich in der Türkei gegen Gewalt an Frauen gründete, sagte: "Diejenigen, die sich gegen die Gesetze und Konventionen, welche die Frauen vor Gewalt schützen sollen, stellen bzw. diese nicht umsetzen, nehmen unzählige Leben wie dasjenige von Azra."

Die Plattform "Wir werden Femizide stoppen" ist die bestvernetzte Frauenorganisation. Sie ist in über 30 Städten durch Frauenräte vertreten und wehrt sich im Namen der Frauen: "Die Konsequenzen von über Nacht getroffenen Entscheidungen, nicht angewendeten Gesetzen, werden wir nicht mit unserem Leben bezahlen!" Mit "über Nacht" meinen sie den Austritt aus der Istanbul-Konvention, den Staatspräsident Erdoğan in jener Nacht unterschrieben hat.

Mit Erdoğans Unterschrift die Konvention verlassen

Dabei war die Türkei am 11. Mai 2011 das erste Land, das die Istanbul-Konvention unterschrieb und deren Ratifizierung im Parlament einstimmig zustimmte. Diese Konvention ist auf der Basis der Erfahrungen und Widerstände von vielen Frauen auf der ganzen Welt verfasst worden. Sie ist das beste Zeugnis des Kampfes gegen Gewalt, das je hervorgebracht wurde.

Dennoch wurde die Konvention in der Türkei nie wirklich umgesetzt. Zahlreiche Frauen, die Polizeischutz verlangten und nicht bekamen, wurden ermordet. Deshalb lautet der Slogan der Frauen seit Jahren "Istanbul-Konvention umsetzen!" Doch das ist nicht passiert. Im Gegenteil.

Als der Austritt in der Türkei thematisiert wurde, gab es unzählige Demonstrationen von regierungskritischen Organisationen, Parteien, Gewerkschaften und natürlich der zahlreichen Frauenbewegungen.

Jetzt gibt es keine Konvention mehr. Und die Femizide gehen weiter. Der Austritt aus der Istanbul-Konvention ist seit dem 1. Juli rechtskräftig. Nach Recherchen der Plattform "Wir werden Femizide stoppen" wurden im Juli 20 Frauen von Männern ermordet und zwölf weitere Frauenleichen gefunden.

Filiz Koçali ist 2016 ins Exil geflüchtet. Das Verbrechen der Journalistin bestand darin, dass sie für die prokurdische Zeitung "Özgür Gündem" gearbeitet hat. Koçali war eine der Organisatorinnen des ersten türkischen Frauenkongresses 1989. Fünf Jahre später initiierte sie mit anderen die Kampagne "Don't touch my Friend" gegen Rassismus und Diskriminierung von Kurden und nichtmuslimischen Gemeinschaften. Ihre Kolumne für Kontext veröffentlichen wir auch auf Türkisch.  (sus)

Azra war die 20. Frau, die ermordet wurde. Ihre Tante Mine Haytaoğlu sagt: "Azra wollte Journalistin werden, weil sie die Rechte der Frauen verteidigen wollte. Nach ihrem Vater sollte sie Lehrerin werden. Aber sie hatte das Journalismus-Studium gewählt, um die Stimme der Frauen zu werden."

Die Studentin Pınar Gültekin, die vergangenes Jahr ermordet wurde, wollte ebenso wie Azra, dass Frauen und Männer gleichberechtigt leben können. Sie kritisierte in ihren Social-Media-Mitteilungen die Gewalt an Frauen. Auch ihre Leiche wurde von ihrem Mörder in Stücke zerlegt. Danach hat er sie in einer Feuertonne verbrannt, um keine Spuren zu hinterlassen.

Der erste Glückwunsch zum Austritt aus der Istanbul-Konvention kam von einem Mörder. Pınars Mörder gratulierte an seiner Gerichtsverhandlung denjenigen, die für den Austrittsentscheid gesorgt hatten, und sagte: "Es war gut, dass wir aus der Istanbul-Konvention ausgetreten sind."
 

Katil duruşmada konuştu: "İstanbul Sözleşmesi'nin iptal edilmesi iyi oldu"

Ben bu yazıyı yazarken Türkiyeyanan ormanlarının yanı sıra korkunç bir kadın cinayetini konuşuyordu.

Üniversitede gazetecilik bölümünde okuyan 21 yaşındaki Azra Gülendam Haytaoğlu, bir erkek tarafından öldürüldükten sonra cesedi 5 parçaya ayrılmış, evden bavulla taşınmış ve gömülmüştü.

Katil, Azra'nın başını bir arazi boşluğuna bırakmıştı ve cenazesi toprağa verilirken henüz başı bulunamamıştı.

Biliyorum, böyle bir yazıyı okumak zor. Ama çarpıcı bir örnek.

Katil mühendis, eşinden ayrılmış ve bir çocuğu var. Mühendislerin meslek odasında yönetici.

"Cahil" değil, "sıradışı" değil. "Normal" bir erkek.

Azra'dan haber alamayan ailesi, durumu hemen sosyal medyada paylaştı.

Kadın cinayetlerini önlemek için mücadele eden kadın örgütleri ve kadınlar, Azra'nın bulunması için kampanya başlattılar.

En çok da polisi uyardılar. Çünkü polis kendisine perşembe günü başvuran aileyi"telefon sinyalini ancak Pazartesi günü takip edebiliriz" diye yanıtlamıştı.

İşte polisin bu tavrı, bir kez daha Türkiye'nin İstanbul Sözleşmesi diye bilinen, kadınlara yönelik şiddeti önlemeyi amaçlayan sözleşmeden çıkmasını gündeme getirdi.

Kalabalık kadın grupları sokağa çıkarak "Kadınlar katledilirken bu devlet İstanbul Sözleşmesinden çıktı" dediler.

Türkiye'nin kadına yönelik şiddete karşı ilk kurumu olan Mor Çatı, "Kadınları şiddete karşı koruyan yasa ve sözleşmelere karşı çıkanlar, uygulamayanlar, Azra ve sayısız kadının hayatını elinden almaya devam ediyor" dedi.

Türkiye'de kadına yönelik şiddet konusunda en yaygın örgütlenmeye sahip otuzu aşkın şehirde kadın meclisleri oluşturan Kadın Cinayetlerini Önleyeceğiz Platformu, "Bir gecede aldığınız kararın, uygulamadığınız yasaların sonucunu biz hayatlarımızla ödemeyeceğiz!" diye açıklama yaptı.

 


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