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Morgenluft und Gülle

Morgenluft und Gülle
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Die einen wittern Morgenluft, die anderen Gülle. Die Geschmäcker sind eben verschieden. Mein CumEx sagte mir gestern, er habe große Angst vor den Hamburger WählerInnen, die gemeinhin als treu gelten. Die Treue vermasselt haben ihnen die Geschäfte ehrbarer Kaufleute, die wahlweise im Hamburger Senat oder ihrer Hausbank sitzen und scharf nachdenken, wo und wie man das Finanzamt und den Steuerzahler am besten verarschen kann. Das klappt in aller Regel, wenn man nicht gerade bei Hartz IV mogeln will.

Gut getimt und öffentlich platziert waren auch die wissenschaftlich getürkten (sorry, Ölmez!) Glyphosatstudien, zeitgleich in Presse und Parlamenten. Danach war die Zulassungsverlängerung für das Ackergift nur noch ein Kinderspiel – etwa wie die Einführung der Xenokratie in Thüringen. Ist es jetzt schon so weit, dass sich Behörden gegenseitig betrügen? Ts, ts, ts! Gottlob haben wir ja noch die "Dienste", die unser Land vor Unbill jeder Art schützen! Erst letzte Woche wurde eine Handvoll Gefährder hopsgenommen. Und um ein Haar hätte der Verfassungsschutz sogar den Bundesnachrichtendienst erwischt, in flagranti beim Regierungs- und Parlamentsbetrug – wenn er schneller gewesen wäre, als die Polizei erlaubt. BND und CIA hatten, wie man weiß, hinter dem Rücken der Demokratie jahrzehntelang und weltweit Freund und Feind betrogen. Alle sind empört, dass bei dem Crypto-Deal die Schweiz den Schuften die Steigbügel gehalten hat – außer meiner Omi Glimbzsch in Zittau. "Junge", würde sie sagen, "die Schweiz hat doch schon dem Hitler in den Sattel geholfen!" Sie übertreibt – wie damals die SED, die auch den Rubikon überschritten hatte und es nicht merkte.

Die Erinnerungskultur ist eben auch nicht mehr das, was sie mal war. Sie kämpft gegen die Vergesslichkeit. Aussichtslos, sag' ich da nur. Nehmen wir nur mal die CDU im deutschen Osten. Die Ost-CDU hat die 89er-Wende und die eigene Vergangenheit meisterlich bewältigt. Zu Zeiten von Ulbrich, Honecker, Mielke und den anderen schlimmen Fingern gab es eine Art Arbeitsteilung: Die SED machte die Ansagen und die CDU betete für deren Gelingen. Hat aber nicht geklappt.

Viele sagen ja, "ach, der mit seinen Katastrophen!" Man solle das alles nicht so ernst nehmen, Antisemitismus und so. In Wahrheit denkt ja nur jeder vierte Deutsche antisemitisch. Andere wieder sind auch gegen andere Fremde, und manche wünschen sich nur jemandem, der mal richtig durchgreift. Und wenn's am Aschermittwoch ist!


Peter Grohmann ist Kabarettist und Koordinator des Bürgerprojekts Die AnStifter. Alle Wettern-Videos gibt es hier zum Nachgucken.


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