KONTEXT:Wochenzeitung
KONTEXT:Wochenzeitung

Rote Socken

Rote Socken
|

Datum:

Peter Hintze ist auf roten Socken Richtung Himmel gewandert. Das ist nicht der kürzeste Weg ins Paradies, doch ein guter Empfang ist ihm gewiss. Fidel Castro war ja dorthin auch unterwegs, mal in Uniform, mal in Jogging-Hosen, aber es reicht ihm vermutlich nur bis zum Fegefeuer. Ein Katzensprung in beide Richtungen! Nur wer glaubt, wird selig, zitterte meine Omi Glimbzsch in Zittau gern, weshalb ich selbst fürs Paradies auf Erden plädiere. Das ist eine sichere Sache und die einfachste Lösung, die Ressourcen sind da, das wissen wir.

Freilich – dieses Wissen fehlt dem ungläubigen Thomas! Der hiesige Stuttgarter Innenminister Strobl (CDU) will den Mantel auch bei eisiger Kälte auf keinen Fall teilen und ruft stattdessen zum Glauben an eine härtere Gangart auf. Nein, Leute, er spricht nicht von Scheinasylanten und Asylbetrügern oder davon, wo man Frauen nicht anfassen soll. Aber so oder so spricht er den braunen Socken aus dem ganzen Herzen und der schwarzen Seele. Das hat er mit François Fillon gemein – die beiden sind Brüder im Geiste. Nachbar Fillion hat eben mit Bravour und Urwahl sein Meisterstück als künftiger Staatspräsident hingelegt und seine politischen Gegner im Schlaf überrascht: weg mit Halal, Tschewapptschischi, Kindersegen und Integrationsquatsch, stattdessen Manneszucht. Aber keine Pariser! Da kann kein Roter mithalten.

Ist es zu kurz geträumt, wenn wir an Auffanglager in der ägyptischen Wüste denken und schon mal die Euros rüberschieben? OK, es kann auch Afghanistan sein, Libyen oder der Stadtrand von Aleppo. Vom Abendland ins Morgenland ist es nur ein kleiner Schritt für die Menschen, aber ein großer Schritt für die Menschheit. Familienzusammenführung andersrum: Die Heimkehrer aus den kuscheligen Turnhallen auf der Ostalb sollen den heiligen Abend zu Hause bei ihren Lieben verbringen dürfen. Der Christbaum kann mitgenommen werden.

Sagen Sie jetzt bloß nicht, dies alles wäre uns durch Urwahl à la Grande Nation erspart geblieben. So was macht man bei uns nicht. So aber schauen die Republikaner und Demokraten unter uns mit einem gewissen Neid nach drüben, linksrheinisch oder rheinabwärts, im Blick Fessenheim, Beznau 1 und 2 oder bei strahlend-klarer Sicht auch Mühleberg in der Nähe von Bern. "Ist dies schon Wahnsinn, so hat es doch Methode" (Fillon zu Shakespeare).

 

Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter.


Gefällt Ihnen dieser Artikel?
Unterstützen Sie KONTEXT!
KONTEXT unterstützen!

Verbreiten Sie unseren Artikel
Artikel drucken


1 Kommentar verfügbar

  • Siegfried
    am 30.11.2016
    Antworten
    Auch aus diesem kleinen Artikel hört man deutlich die Ablehnung von demokratischen Wahlergebnissen heraus. Und Heuchelei kommt natürlich auch nicht zu kurz. Während Leute wie Hintze, Strobl, Fillion oder auch Merkel Teil des Polit Establishments sind, die u.a. die Kriege aus denen die so genannten…
Kommentare anzeigen  

Neuen Kommentar schreiben

KONTEXT per E-Mail

Durch diese Anmeldung erhalten Sie regelmäßig immer Mittwoch morgens unsere neueste Ausgabe unkompliziert per E-Mail.

Letzte Kommentare:



Ausgabe 681 / Sechs Jahre Leerstand / Uwe Bachmann / vor 18 Stunden 28 Minuten
Da hilft nur Enteignung



Die KONTEXT:Wochenzeitung lebt vor allem von den kleinen und großen Spenden ihrer Leserinnen und Leser.
Unterstützen Sie KONTEXT jetzt!