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Burka! Jetzt!

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Mal so gesagt: Die Sturmhauben unserer Sondereinheiten sind ja irgendwie auch Burkas. Oder nehmen wir den gewöhnlichen Mopedfahrer – ohne Burka unter dem Pflichthelm geht da gar nix – aber mit wird jeder Einsatz zum Vergnügen. Wenn meine Omi Glimbzsch aus Zittau seinerzeit ein Kopftuch tragen musste als Tabakarbeiterin in der Dresdner Yenidze, wusste sie: Das Tuch bewahrt das Haar vor Tabakdreck und verhindert, dass sich der schöne Zopf in der Maschine verheddert.

Klar, die echte Burka ist noch mal eine andere Nummer: Sie läutet den Wahlkampf ein und wird uns noch sehr lange begleiten. Momentan geht nur die CSU auf echten Abstand zum Burka-Verbot. Nein, nicht wegen Rechtsstaat, sondern wegen Kommerz. Denn ob in den bayerischen Alpen, auf Neuschwanstein, im Tierpark Hellabrunn, in der BMW-Arena oder in Dachau (Sie wissen schon): Es schleiert. Mehr und mehr Vermummte erschrecken Mensch und Tier, den zivilen Wachschutz und Leute aus dem deutschen Osten – ob im schnieke Schuhladen, beim Barbier von Sevilla oder in der Kebaberie: Was unsereins, urlaubend im Zell am See, in der ersten Schrecksekunde für verkappte Asylbewerberinnen hält, was Neutouristen mit offenem Maul stehen lässt, sind keine unwillkommenen Flüchtlinge, sondern Touris aus Saudisch-Arabien in den besten Einkaufszonen – samt begleitenden Familien. Sie fahren per Taxis erster Klasse in noble Bergresorts, dort gibt's Halal und geschultes Personal, das die Neugierigen verscheicht. Echt wahr. "Und im Vertrauen, sagte mir der Taxifahrer, "seit die kommen, brummt's wieder so richtig, überall! Die lassen mehr Kohle in zwei, drei Tagen hier als hundert Vollzeiturlauber."

Bei unserem Verbündeten und Waffenkunden in Saudi-Arabien ist die Verkleidung und Vermummung der Frauen vom Gesetzgeber verpflichtend festgelegt. Todesstrafe gibt's unter anderem für falschen Sex, Hexerei, Ehebruch und Gotteslästerung. Im Schnitt alle zwei Tage wird dort unten ein Mensch geköpft, meist mit dem Schwert. Das tut nicht so weh wie bei Giftspritzen oder auf den elektrischen Stühlen in anderen zivilisierten Ländern. Fast jeder zweite Hingerichtete ist allerdings ein Gastarbeiter. All dies interessiert die Menschen hier oben einen feuchten Dreck. Aber die Burka.

NB: Durch den Sehschlitz ist der Blick der geschundenen Frau geschärft. Sie erkennt in den Augen des Gegenübers meist offenen Hass und selten Mitleid. Vielleicht weiß sie ja: Die wenigsten Betrachter haben je Rückgrat oder gar Gesicht gezeigt.


Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die AnStifter.


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1 Kommentar verfügbar

  • Manfred Fröhlich
    am 24.08.2016
    Antworten
    Weil ohne „Wettern“ gar nichts geht, habe ich das Buch entdeckt, worum es wirklich geht.

    Worum geht es? Die "politische Justiz“ gefährdet ja nicht nur die „Politische Justiz in unserem Land“, sondern um die Demokratie in Deutschland. Das Buch bestätigt meine persönliche Lebenserfahrung, wie…
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