KONTEXT:Wochenzeitung
KONTEXT:Wochenzeitung

Arme Schweine

Arme Schweine
|

Datum:

Die regionale Küche wird immer beliebter, und jetzt macht auch noch die regionale Autonomie Fortschritte. Die Slasker, Schlesier aus gutem Hause, stellen fest, dass rund 25 Prozent des polnischen Bruttosozialprodukts von ihnen kommen. Sie fordern daher einen höheren Anteil an der irdischen Knete, mehr Schulen, Autobahnen und Sendezeit fürs Schlesische. Mit den armen Brüdern und Schwestern ostwärts zu teilen und der Segen von oben waren gestern.

Die Bewegung "Raus aus Europa – rein ins Vergnügen" will natürlich nicht auf die Zuschüsse aus Brüssel verzichten, sondern nur mehr davon. Die Norditaliener könnten doppelt so gut leben, wenn es die Süditaliener nicht gäbe (Erdbeben?), die Südtiroler wiederum brauchten weder Norditalien noch die Lega Nord – sie haben ja Andreas Hofer. Die reichen Bolivianer wollen den Hungerleider Evo Morales loswerden, die algerischen Berber die Moslembrüder, die Wallonen die Flamen. Um es auf die reiche Stuttgarter Region herunterzubrechen: Gemessen am dem, was wir hier an Werten schaffen, sehen die ärmeren Schichten auf der Ostalb alt aus. Merke: Das arme Hällisch-Fränkische Landschwein muss dran glauben – aber das alleine macht noch keinen Sommer.

Nur wer wirklich Kohle hat, Knete, Mäuse, kann mitreden. Shalid Khan etwa. Der ist gestern für 170 Millionen neuer Besitzer des FC Fulhan geworden. Manchmal wechseln halt die Besitzer ihre Lieblingsvereine schneller als die Meinungen oder Unterwäsche. Der zigfache Milliardär Shalid Khan kommt aus Pakistan – das zeigt, dass auch aus einem armen Land der Aufstieg möglich ist, wenn man nur in die Hände spuckt. Khan ist längst eingebürgert, wird aber abgehört, weil er mit links alle schottischen Fußballclubs kaufen könnte und mit rechts ganz Schottland dazu. Die Gemengelage könnte er der gerade erstarkenden schottischen Autonomiebewegung zum Fraß vorwerfen, samt eigener Verfassung und ohne die Queen.

Ob mit rechts oder links – bei uns ist in acht Wochen sowieso Schluss mit lustig. Da bin ich mit Olaf Henkel, dem Ex-Autonomen aus dem Schwarzen Block, ganz einer Meinung. Dann geht's ans Eingemachte – das bisher Abgehörte wird ausgewertet, Griechenland, Spanien, Portugal und Italien werden auf Hartz IV gesetzt und erhalten die volle Anatomie. Nach dem Wiederaufbau von Akropolis und Kolosseum singen wir gemeinsam mit meiner Omi Glimbzsch aus Zittau: Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt – da lacht selbst das Hällisch-Fränkische Landschwein.

 

Peter Grohmann ist Kabarettist und Gründer der Bürgerinitiative Die Anstifter.


Gefällt Ihnen dieser Artikel?
Unterstützen Sie KONTEXT!
KONTEXT unterstützen!

Verbreiten Sie unseren Artikel
Artikel drucken


2 Kommentare verfügbar

  • Anton Dvor
    am 23.07.2013
    Antworten
    da staunt der laie, auch zur probe
Kommentare anzeigen  

Neuen Kommentar schreiben

KONTEXT per E-Mail

Durch diese Anmeldung erhalten Sie regelmäßig immer Mittwoch morgens unsere neueste Ausgabe unkompliziert per E-Mail.

Letzte Kommentare:






Die KONTEXT:Wochenzeitung lebt vor allem von den kleinen und großen Spenden ihrer Leserinnen und Leser.
Unterstützen Sie KONTEXT jetzt!