Da sitzt sie, ganz bescheiden, an einem spitz zulaufenden Treppenaufgang zwischen zwei Steinblöcken. Sie trägt ein schlichtes Kleid, sitzt ganz gerade und aufrecht. Eine Frau mit Haltung. So könnte Betty Rosenfeld ausgesehen haben. Und so könnte die Skulptur des Stuttgarter Künstlers Joachim Sauter aussehen, die es im Modell schon gibt, die er immer weiter verfeinert. Mit einer Benefizveranstaltung im Theaterhaus beginnt am Donnerstag, 20. November, die Spendenkampagne, durch die die etwas überlebensgroße Skulptur finanziert werden soll. 90.000 Euro werden für die Bronzefigur und den Sockel aus Naturstein benötigt. Wo dieses Erinnerungswerk an die von den Nazis verfolgte und ermordete gebürtige Stuttgarterin Betty Rosenfeld einmal stehen kann, ist noch völlig offen.
Betty Rosenfeld wurde 1907 in Stuttgart geboren, wuchs in der Breitscheidstraße im Stuttgarter Westen auf, lebte dort auch bis 1935. Sie machte am Katharinenhospital eine Ausbildung zur Krankenschwester und arbeitete anschließend dort. Schon früh war sie politisch interessiert, besuchte die "Marxistische Arbeiterschule" in Stuttgart, blieb ihren jüdischen Wurzeln aber unabhängig davon treu. Sie tippte für den kommunistischen Untergrund auch Flugblätter gegen die neuen Machthaber in Berlin.
Als die Bedrohung durch die Nazis immer größer wurde, wanderten Rosenfeld und ihre beiden Schwestern nach Palästina aus, arbeitete in einem Kibbuz. Als im Jahr darauf der Spanische Bürgerkrieg ausbrach, beschloss sie, die Internationalen Brigaden als Krankenschwester zu unterstützen. Mit einem Dampfer reiste sie nach Frankreich, von dort weiter nach Spanien. 1937 meldete sie sich in Albacete zum Sanitätsdienst der Brigaden, ein Jahr später heiratete sie in Barcelona den Brigadisten Sally Wittelson. Nach dem Sieg des Faschisten Francisco Franco flüchteten die beiden nach Frankreich. 1942 haben die deutschen Besatzer sie von dort nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Bisher gibt's nur einen Stolperstein
An Betty Rosenfeld und ihre Familie erinnert heute nur ein Stolperstein in der Breitscheidstraße. Dem Stuttgarter Verein "Die AnStifter" und der Initiative "Ein Platz für Betty Rosenfeld" ist das zu wenig. Genau zwei Frauen aus Stuttgart nahmen auf der Seite der Internationalen Brigaden am Spanischen Bürgerkrieg teil: Nach der in Stuttgart geborenen Fotoreporterin Gerda Taro ist inzwischen ein Platz genannt. Jetzt geht es ihnen darum, auch Betty Rosenfeld einen gebührenden Platz in der Stuttgarter Stadtgeschichte zu verschaffen.




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Apropos Bismarck: Ernst Engelberg, 1909 - 2010, "Bismarck", Akademie-Verlag Berlin 1988, Seite 528:
Kommentare anzeigenPeter Bähr
vor 7 Stunden"... Schon während der Beratung zeigte es sich, daß er (Anm.: B.) durch die Aussicht auf eine forschere Politik gegenüber dem Bundestag und den Mittelstaaten die Liberalen nicht gewann, sondern…