Ein Video aus der Pro-Palästina-Szene hat in wenigen Tagen mehr als hunderttausend Aufrufe auf Youtube erzielt. Zu sehen sind vier Leute, die ins Elbit-Gebäude in Ulm Böfingen eingedrungen sind. Teils tragen sie Pali-Tücher, einer ist vermummt, ein fünfter filmt. Zunächst ist es vor allem schwarz, den Geräuschen nach wird auf Gegenstände eingeschlagen, dann wird es heller, in dem Raum befinden sich offenbar Computer, ein roter Rauchtopf wird gezündet, an die Wand "Baby Killer" gesprayt, die vier stehen dann etwas ratlos wirkend herum, der Filmer animiert zu "Free, free Palestine" und "Intifada"-Rufen. Das geht 72 Sekunden lang, besonders planmäßig wirken die Einbrecher:innen nicht. Waren sie vielleicht selbst überrascht, dass sie es ins Gebäude der Rüstungsfirma geschafft hatten?
Ulm ist bekannt für seine vielen Rüstungsbetriebe. Die Webseite der Organisation Friedensregion Ulm listet 17 auf, vom Waffenhändler bis zu Unternehmen, die an der Donau daran arbeiten, Waffen und militärische Ausrüstung noch effektiver, sprich tödlicher zu machen. Thales, Airbus, Adlon, Hensoldt, Iveco sind nur einige von ihnen. Auch Elbit Systems ist dabei, das nach eigenen Angaben militärische Kommunikationsgeräte, etwa Funkgeräte für die Bundeswehr entwickelt. Das Unternehmen gehört zu den größten Rüstungsunternehmen Israels, 80 Prozent der Drohnen des Militärs stammen von Elbit, schreibt die Informationsstelle für Militarisierung Tübingen. Das macht Elbit-Niederlassungen seit dem Israel-Gaza-Krieg auch in anderen Ländern immer häufiger zum Protestziel von Pro-Palästina-Gruppen. In Ulm wurde demonstriert, gecampt – und nun eben eingebrochen.
In Ulm werden Alternativen zu Kriegen diskutiert
Die Stadt an der Donau hat aber nicht nur Rüstungsunternehmen, sondern seit 1977 die Friedenswochen. Einen Monat lang laden 30 Organisationen und Initiativen zu Gottesdiensten, Vorträgen, Mahnwachen. Sie wollen zeigen, was Frieden verhindert, es geht um Machtstrukturen, Alternativen zu Krieg, Handlungsmöglichkeiten. Handlungen wie Einbrüche gehören nicht dazu.
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