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Siller fragt – Wolfgang Schorlau

"Ich bin kein Theoretiker"

Siller fragt – Wolfgang Schorlau: "Ich bin kein Theoretiker"
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Der zehnte Dengler-Krimi ist da und Wolfgang Schorlau lässt sich von Stefan Siller dazu löchern. In "Kreuzberg Blues" ermittelt Dengler in Sachen Wohnungsnot, Mieterinitiativen und Hedgefonds.

Wolfgang Schorlau hat Entmietungsmethoden anhand von Berliner Beispielen recherchiert: Die Palette reicht vom Nichtreparieren der Aufzüge bis hin zum Aussetzen von Ratten. Warum es diesmal um das Recht auf Wohnen geht? Schorlau: "Ich wollte wissen, warum es diese explodierenden Mieten gibt und so wenig bezahlbaren Wohnraum." Also: Warum haben Kommunen um die Jahrtausendwende ihre Wohnungen "für skandalös wenig Geld" an Hedgefonds verkauft?

Die Recherchen seien eindeutig, sagt Schorlau im Gespräch, die Akteure wie der Hedgefonds "Blackhill" selbstverständlich fiktiv. Auch der Verfassungsschutz spielt in "Kreuzberg Blues" eine Rolle und dass der nicht gut wegkommt, überrascht nicht. Schorlau-LeserInnen erinnern sich noch gut an den Krimi "Die schützende Hand" über den NSU. Dem Autor wurde damals von vielen KritikerInnen vorgeworfen, ein Verschwörungstheoretiker zu sein, erinnert Siller. Schorlau: "Ich bin kein Theoretiker." Er bleibt dabei: "Dass die beiden NSU-Täter sich selbst umgebracht haben, halte ich für ausgeschlossen."

In "Kreuzberg Blues" taucht der Verfassungsschutz auch im Zusammenhang mit Corona auf. Werden Rechtsextreme gezielt in die Anti-Corona-Szene eingeschleust? "Ich hoffe, dass das die Phantasie des Schriftstellers ist", antwortet Schorlau. Er frage sich allerdings, warum die Polizei diese Anti-Corona-Demonstranten im Großen und Ganzen gewähren lässt.

Anti-Corona-Proteste ärgern den Stuttgarter. Nicht nur, weil dort viele aus der Esoterik- und Antroposophenszene mitmachen. "Diese Szene ist offenkundig besonders verführbar", konstatiert er. Dass bei den Demos "Neonazis Fahnen schwenken können", sei schon übel. Was ärgert Schorlau aktuell noch? Die OB-Wahl in Stuttgart. Genaueres und noch viel mehr – auch zu seinem nächsten Roman – im Interview. Also: anhören!


Wolfgang Schorlaus "Kreuzberg Blues" ist bei Kiepenheuer & Witsch erschienen, hat 416 Seiten und kostet gebunden 22 Euro, als E-Book 16,99 Euro.


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2 Kommentare verfügbar

  • Thomas Müller
    am 09.12.2020
    Antworten
    Ich hatte mich sehr auf das Video dieses Interviews gefreut, da ich das Buch schon gelesen hatte.
    Doch die Passagen dieses Interviews sind Corona betreffen für mich kaum aushaltbar gewesen.
    Ich hatte phasenweise den Eindruck, dass es nicht so sehr um die Buchbesprechung ging sondern einzig und…
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