Als er weinte, an diesem niederschmetternden Montagmorgen im Mai, weinte er nicht alleine. Da war noch eine Frau, eine Unbekannte, erzählt Luigi Toscano, vielleicht eine junge Studentin? Er weiß es nicht, aber er beobachtete sie, selbst noch mit Tränen in den Augen, wie sie vor den zerstörten Bildern stand und schluchzte. "Alles wirkte so surreal an diesem Tag", erinnert sich der Fotograf. Seit Jahren reist er um die Welt, um Überlebende des Holocausts zu porträtieren und die Erinnerung an ihre Geschichten wach zu halten. Seine Bilder, überlebensgroß auf Stoff gedruckt, stellt er seit September 2015 aus, immer in der Öffentlichkeit, damit die Konfrontation mit der Vergangenheit nicht nur denen überlassen bleibt, die sich darauf einlassen wollen. Die Protagonisten der Porträt-Aufnahmen suchen auf den Bildern den direkten Blickkontakt, einige anklagend, andere regelrecht herausfordernd.
Am Wiener Heldenplatz, wo die Ausstellung "Gegen das Vergessen" seit dem 7. Mai diesen Jahres zu sehen war, attackierten in der Nacht nach den Europawahlen erstmals in der Geschichte des Projekts Unbekannte die Fotografien der Überlebenden und zerschnitten ihre Gesichter.
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