Dafür konnte sich der pensionierte griechische Eisenbahner zusammenreimen, wie er zu dem fremden Pass gekommen war. Da Liapusis in Xanthogia wohnt, einem griechischen Dorf unweit der mazedonischen Grenze, fährt er wie viele seiner Landsleute des Öfteren kurz ins Nachbarland, um in der Grenzstadt Bitola günstig einzukaufen, sich die Zähne richten zu lassen oder eben mit der Bahn ins Ausland zu fahren. Im vorliegenden Fall passierte er den Schlagbaum als Teil einer Fahrgemeinschaft, deren Chauffeurin zuvor die Pässe der Insassen eingesammelt hatte, um sie im Verbund dem Zöllner auszuhändigen. Bei der Rückgabe war Liapusis aus Versehen der Pass seines Sitznachbarn übereignet worden, weshalb er nun unangenehme Fragen und serbische Sanktionen auf sich zukommen sah.
Als Nordgrieche des Serbokroatischen halbwegs mächtig, hoffte der 62-Jährige auf die verbindende Kraft der Sprache und redete mit dem Zöllner in dessen Heimatidiom, als der das Passfoto einer kritischen Würdigung unterzog und daraufhin investigative Fragen stellte: "Wie ist ihr Name?" "Georgios Birbilis." "Wohin fahren Sie?" "Zu Verwandten nach Deutschland, ich bin nur auf der Durchreise." "Dann ist das Sache der Kroaten. Laku notschj!" "Gute Nacht!"
Vom Geist des Schengener Abkommens beseelt
Die Sache der Kroaten war es dann auch nicht. Zumindest widmeten die Wächter der EU-Außengrenze ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit mehr den einreisenden Serben als EU-Bürgern mit falschen Pässen. Man gab sich mit dem Blick auf die Gültigkeit des Dokuments zufrieden, ohne das Antlitz des Reisenden in Augenschein zu nehmen.
Offenkundig vom Geist des Schengener Abkommens beseelt, erledigten deren slowenische Kollegen ihren Job per Ferndiagnose im Vorbeimarsch ("Die haben meinen Pass noch nicht einmal in die Hand genommen"), während der österreichische Beamte nördlich der Karawanken den hingehaltenen EU-Pass ignorierte und lediglich wissen wollte, ob der Grieche zollpflichtige Waren im Gepäck habe.
Allein der deutsche Kontrolleur nahm es genauer, wobei er nicht den Ausweis, sondern einen gültigen Fahrschein sehen wollte – den Liapusis dummerweise nicht besaß. Was dem Umstand geschuldet ist, dass er als griechischer Bahnbediensteter a. D. einem Abkommen zufolge bis zur deutschen Grenze gratis Zug fahren darf. Nach einem kurzen bilateralen Gespräch unter alten Eisenbahnern drückte der deutsche Kollege ein Auge zu und ließ den Griechen ohne Ticket weiterfahren.
In Ulm angekommen, machte sich Christos Liapusis unverzüglich daran, den Verbleib seines richtigen Reisepasses zu ermitteln. In Ermangelung der Telefonnummer von Georgios Birbilis rief er die griechische Polizei an und bat darum, ihm in dieser Angelegenheit dienlich zu sein. Als hernach eine Streife vor Birbilis' Haustür stand und ihm den Sachverhalt erklärte, fiel er seinerseits aus allen Wolken, denn von dem Passwechsel hatte er bis dato nichts mitbekommen. Mit anderen Worten: Ohne es zu wissen, war es auch ihm gelungen, anstandslos mit dem Pass eines anderen in die EU einzureisen – nur in die andere Richtung, nach Griechenland.
Letzte Kommentare:
Ein zentrales Problem des G 5 Hypes lässt der sehr lesenswerte Artikel unbeachtet. Für die Masse der NutzerInnen wird der neue Standard, wenn überhaupt, dann erst in vielen Jahren Realität werden. Der Ausbau der Netze bedarf eines dreistelligen...
Als Kontext-Fan bin ich jetzt auch etwas irritiert. Als Scheinargument für einen Weg am Gebäude entlang mit freier Sicht auf BalettschülerInnen wird ein Missbrauchsverfahren auf der Waldau angeführt? Das erschließt sich mir absolut nicht.
Ist es tatsächlich so, dass Dietrich Präsident und Aufsichtsrat in einer Person ist? So etwas wie FSK - also "freiwillige Selbstkontrolle" des operativen Geschäfts? Nicht, dass ich der Kontrolle durch Aufsichtsräte eine allzu große Bedeutung beimessen...
Chapeau, ihr habt der Presse- und Informationsfreiheit einen großen Dienst erwiesen. Die Stuttgarter Mainstream-Medien - StuttZ, StuttN oder SWR, haben das nicht zustande gebracht. Ein Beleg dafür, wie wichtig "Kontext" im Ländle und darüber hinaus ist.
Herr Prechtl bringt es augf den Punkt. Dieser "wichtige" Herr Dietrich hat mit unserem VfB in etwa so viel zu tun wie S21 mit einem en leistungsfähigen Bahnverkehr. Jeder Tag ohne Dietrich ist ein guter Tag für den VfB. Herr Dietrich, gehen Sie endlich....
Ist das als Bewerbung gedacht? Also - ab ins Ehrenamt.
Wäre es nicht so gefährlich und beschämend, es wäre nur noch lächerlich, wie sich diverse Antisemiten in etlichen Publikationen lange und ausführlich und öffentlich(-rechtlich) darüber beklagen, dass eine übermächtige Israellobby und finstere ...
Ist das eigentlich ein hochdotierter Posten, Präsident beim VfB? Hat dieser dubiose Ex-S 21-Sprecher denn nicht genügend Kohle anderweitig gemacht? Muß er sich mit 70 unbedingt noch präsidial aufplustern? Aber offenbar findet sich niemand aus einer...
Wir waren froh und erleichtert über dieses Urteil - Herzlichen Glückwunsch! Überrascht war ich über den Dank an den "Spiegel" - war dort die Berichterstattung doch stets hinter der Bezahlschranke und auf der Startseite nicht präsent. Aber vielleicht ist...
"Das Landgericht Mannheim sah sich außer Stande, zu beurteilen, ob die Chat-Protokolle gefälscht sein könnten." Ist das nicht auch dieses Landgericht, das so überaus emsig bei der Verfolgung des angeblichen Vergewaltigers Kachelmann vorging?
@Ge La, meinen Sie das wirklich? „Die Gewaltenteilung funktioniert zum Glück ,“ Wenn ja, wo haben Sie Ihre Schulbildung „abgesessen“?!? Bereits im Vorfeld der Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde in ebensolcher Weise weiter gegen...
Weiter so, geht es schon wieder los in Deutschland, dass solche Leute vor Gericht recht bekommen und dann mit so einer Aussage des Vorsitzenden Richters Stojek, das gibt zu denken.
Das ist wirklich eine gute Nachricht!
Der gemessene und somit statistisch erfasste Stromverbrauch in der entwickelten Welt stagniert bzw. nimmt stark und kontinuierlich ab: https://moderndiplomacy.eu/2019/02/14/the-mysterious-case-of-disappearing-electricity-demand/ Teilweise ist das auf selbst...
Die Nakba-Ausstellung, die zur Zeit von der VHS Reutlingen gezeigt wird, dokumentiert klar nachvollziehbar und mit den entsprechenden Nachweisen die wissenschaftliche Diskussion, die sich spätestens seit den 1980er Jahren (international noch früher) an den...