KONTEXT:Wochenzeitung
KONTEXT:Wochenzeitung

Verrückte Welt

Verrückte Welt
|

Datum:

Regelmäßig berichtet der Journalist Emran Feroz über Drohnenangriffe der USA und die vielen zivilen Toten, die sie hinterlassen. Für einen Artikel haben wir mit ihm gesprochen und ihn vor der US-Kaserne in Vaihingen fotografiert. Dann kam die Polizei.

Schon verrückt.

Ich habe vor einigen Tagen Kontext ein <link https: www.kontextwochenzeitung.de politik toeten-mit-deutscher-hilfe-4714.html _blank external-link>ausführliches Interview gegeben, in dem es um den US-Drohnenkrieg ging. In der vergangenen Woche rief mich der Fotograf der Zeitung an und meinte, dass er gerne ein paar Fotos von mir schießen würde. Am besten vor einer US-Militäranlage in Stuttgart. Klar, kein Problem, meinte ich. Treffpunkt waren die Patch Barracks in Stuttgart-Vaihingen. In Stuttgart unterhält das US-Militär Eucom und Africom. In Ersterem werden alle US-Militäroperationen in Europa koordiniert, außerdem befindet sich hier das Europa-Hauptquartier der NSA. In Letzterem, in den Kelley Barracks, wird der gesamte US-Schattenkrieg in Afrika (zum Beispiel Drohnenangriffe in Somalia und Libyen) geplant.

Eucom liegt praktisch vor meiner Nase. Von meiner Wohnung bis dorthin benötige ich lediglich fünf Minuten zu Fuß, deshalb auch dort der Treffpunkt. Als das "Shooting" erledigt war, spazierte ich wieder nach Hause. Plötzlich fuhr ein deutscher Streifenwagen an mir vorbei und blieb stehen. Die Beamten fragten mich, ob ich Deutsch könne, dann wollten sie mich kontrollieren. Seitens der Amerikaner war ihnen gesagt worden, dass ich Fotos der Basis gemacht hätte. Ich erklärte kurz das Geschehen, ziemlich unkompliziert. Aber mir fiel auf, dass den Beamten das Ganze irgendwie unangenehm wurde. Sie hatten wenig Lust auf die Kontrolle, wurden aber neugierig, als ich ihnen von meiner journalistischen Arbeit erzählte.

"Hier in Stuttgart passiert ziemlich viel. Wissen Sie, inwiefern Africom im illegalen Drohnenkrieg involviert ist?", fragte ich. "Ähm..ah..hmm..ja", antworteten sie. "Die mögen es halt nicht, wenn man sich ihrer Basis nähert und Bilder oder so macht", sagte einer der Beamten verlegen. "Auch komisch, oder? Ihre Drohnen, mit denen sie Tausende von Menschen terrorisieren, haben doch auch Kameras. Die Betroffenen werden dadurch regelrecht paranoid, im schlimmsten Fall in Stücke zerfetzt. Aber es ist wohl in Ordnung, wenn die das in irgendwelchen Dritte-Welt-Staaten machen. Das verstößt doch auch alles gegen das Grundgesetz, also auch das, was in Stuttgart so vor sich geht. Aber die Polizei, also die Exekutive, kommt dann am Ende zu mir? Schräg", meinte ich. "Ähh...ja. Hmm. Naja, schönen Tag noch", und schon waren sie weg.


Gefällt Ihnen dieser Artikel?
Unterstützen Sie KONTEXT!
KONTEXT unterstützen!

Verbreiten Sie unseren Artikel
Artikel drucken


3 Kommentare verfügbar

  • Wolfgang Zaininger
    am 22.11.2017
    Antworten
    Was machen die eigentlich, wenn sich aus dem benachbarten Gartengelände oder Friedhof eine Drohne über ihrem Gelände verirrt? Fahren die dann Scharfschützen auf und ballern in die Luft?
Kommentare anzeigen  

Neuen Kommentar schreiben

KONTEXT per E-Mail

Durch diese Anmeldung erhalten Sie regelmäßig immer Mittwoch morgens unsere neueste Ausgabe unkompliziert per E-Mail.

Letzte Kommentare:






Die KONTEXT:Wochenzeitung lebt vor allem von den kleinen und großen Spenden ihrer Leserinnen und Leser.
Unterstützen Sie KONTEXT jetzt!