In Oberschwaben wurde die AfD in zehn von 16 Gemeinden zur zweitstärksten Kraft hinter der CDU. Das berichtete die "Schwäbische Zeitung", Lokalausgabe Riedlingen, aus ihrem Verbreitungsgebiet. So auch in Riedlingen selbst mit 16,1 Prozent. Ein fettes Stück hat dazu der Wahlbezirk Klinge beigetragen, wo die Rechtspopulisten mit über 30 Prozent sogar die Christdemokraten abgeschlagen haben. Das mag erschrecken, passt aber ins Bild, dass überall dort, wo ein hoher Anteil von Spätaussiedlern wohnhaft ist, das Wahlergebnis der flüchtlingsfeindlichen AfD überdurchschnittlich ausfällt. So auch im Stadtteil Klinge.
Das soziale Phänomen, dass diejenigen, die unten sind oder sich unten fühlen, nach unten treten, ist nicht neu. Abgrenzung nach unten statt Solidarität mit den noch Ärmeren – das ist nicht schön, aber verstehbar. Wirklich prekär wird es dort, wo der Antihumanismus aus üppigem Wohlstand wächst. Und dass dies in Boomländern wie Bayern und Baden-Württemberg und erst recht in Oberschwaben vielerorts der Fall ist, zeigt, dass die erstaunlichen Wahlergebnisse der AfD hierzulande nicht vorrangig aus wirtschaftlichen, sondern aus kulturellen Gründen sprießen und ein politisches Problem offenkundig machen. So viel vorweg.
Auch Dr. Wolf Kalz ist wohlhabend. Der pensionierte Gymnasiallehrer für Geschichte und Deutsch hat in seinem Berufsleben gut verdient, war als Beamter bestens abgesichert und lebt heute als 84-Jähriger von einer auskömmlichen Pension. Der Mann hat es geschafft, als Flüchtlingskind nach oben zu kommen, honorig zu werden – und rechtsradikal.
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Felix Alt
am 23.11.2017