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Total süüüß!

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Am 25. April wird weltweit gewatschelt: Der Pinguin hat es mit Knuddelfaktor und lupenreinem Image zu einem eigenen Kalendertag gebracht, dem Weltpinguintag. Unser Autor hält diese Würdigung für astreine Propaganda fieser Frackträger. Und kommt grade nochmal so davon.

Ach, was sind diese Pinguine bloß für liebe, kleine Kerle! Schaut nur mal, wie eine ganze Schar übers Eis watschelt! Lustig, gell? Und natürlich total süüüß! Aber auch sehr tapfer, etwa wenn diese wahnsinnig sympathischen Vögel in dem Film "Die Reise der Pinguine" antarktischem Wind und Wetter trotzen, im dichten Schneetreiben ihre Stummelflügel anlegen, ganz eng zusammenrücken und so ihren flauschigen und, ja, was soll man sagen, ganz besonders süüüßen Nachwuchs schützen. Oder wenn die Pinguine singen! Aber ja, in dem Film "Happy Feet" rauscht tatsächlich ein Kaiser-Pinguin-Chor auf, den Gotthilf Fischer (sic!) nicht besser hätte einstimmen können. Wobei der ungeheuer nette Held wegen eines Geburtsfehlers leider nicht mitwirken kann. Seufz! Aber dieser prächtige Bursche entdeckt jetzt, dass er Stepptanz kann wie Fred Astaire, was irgendwie zur Rettung der (Um-)Welt beiträgt. Ein besonders lieber kleiner Pinguin kommt übrigens aus der Schweiz, er ist aus Knete, spielt in einer TV-Serie mit, heißt Pingu und … 

Und diesen Quatsch glauben Sie tatsächlich? Sollten Sie aber nicht. Ist nämlich alles Pinguin-Propaganda. Wenn Sie wirklich wissen wollen, was der Pinguin für einer ist, dann fragen Sie mal die Fische – und zwar bevor der Pinguin dieselben in den Schnabel kriegt. Oder schauen Sie sich die wenigen Beispiele an, die sich dem pinguinösen Wir-sind-die-Guten-Image-Feldzug widersetzen konnten. Einer der schurkigsten Widersacher von Batman ist ein rachsüchtiger Ornithologe, der sich sicher nicht umsonst "der Pinguin" nennt. Auch in "Wallace und Gromit – Die Techno-Hose" zeigt ein Pinguin sein wahres und böses Gesicht: Nachdem er zunächst den braven Hund Gromit aus dem Haus geekelt hat, schickt er dessen schlafendes Herrchen Wallace per Fernsteuerung auf Raubzüge. Vermutlich sind Pinguine auch Trump-Wähler.

Wie? Sie sind noch immer nicht überzeugt von der hinterhältigen Natur des Pinguins? Also gut, dann sei auch noch erinnert an die Schandtaten jenes achtflügeligen Kommandotrupps, der aus dem New Yorker Zoo ausbricht, ein Schiff kapert, es Richtung Süden steuert und über diese abscheulichen Taten auch noch einen Film namens "Madagascar" drehen lässt. Skipper, Kowalski, Rico und Private, so heißen diese vier militärisch planenden US-Pinguine, die jederzeit und an jedem Ort der Welt zuschlagen können. Nein, nein, der Pinguin ist überhaupt kein Guter, der ist … ja, Herrgott nochmal! Was soll denn dieser Lärm? Kann man hier nicht mal in Ruhe einen kleinen Pinguin-Text verfassen? Also nochmal: Der Pinguin ist ein abgefeimter, hinterlistiger und … meine Güte, wo kommen denn diese vier frackigen Kerle auf einmal her? Und wie fies die einen angucken! Halt, nicht anfassen! Das ist mein Computer! Das ist meine Tastatur, das ist … Krrr … Ächz …

KREISCH!!!

Liebe Leserin, lieber Leser, wir bitten die kurze Unterbrechung zu entschuldigen. Also nochmal: Pinguine sind liebe, kleine Kerle. Und natürlich total süüüß.


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1 Kommentar verfügbar

  • Ruby Tuesday
    am 22.04.2017
    Antworten
    Die bundesweit größte Pinguinsammlung findet man wohl im Berliner Antiquariat Thode. Es sind mehr als 2.000.
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