Ein Gülleloch also. Ein Gülleloch muss als Vergleich für Aulendorf herhalten. Oben die Kruste, die immer dicker wird, unten die stinkende Masse. So sei das damals gewesen unter den CDU-Bürgermeistern. "Wenn man da drin gerührt hätte, dann wäre das ganz nach oben gegangen. Dann wäre auch der Landrat am Arsch gewesen", sagt Florian Angele, gebürtiger Aulendorfer. Aulendorf sei vor die Hunde gegangen und keiner habe reagiert, auch nicht die Kommunalaufsicht.
Wenn der 36-Jährige vom "Gülleloch" spricht, dann klingt das irgendwie nach "Gilleloach", breitestes Oberschwäbisch eben. Angele ist stellvertretender Zunftmeister der Narrenzunft und damit ungefähr die Nummer drei im Ort nach dem Bürgermeister und dem Zunftmeister.
"Pleitestadt", "Schuldensumpf", "Schwäbisch Griechenland" – die 10 000-Einwohner-Stadt sorgte in den vergangenen Jahren für Schlagzeilen auch in den überregionalen Blättern. Der Ort im oberschwäbischen Nirgendwo, ziemlich genau in der Mitte zwischen Ulm und dem Bodensee, ist landesweit das Sinnbild für kommunale Misswirtschaft geworden. In den Stuttgarter Ministerien wurde das Wort "Aulendorf" bisher wahlweise von einem amüsiert-gequälten Lächeln oder einem Seufzen begleitet. Doch plötzlich scheint alles anders.
Die Zeiten des Aulendorfer "Gilleloachs" sind offenbar vorbei. Die Kommune mit der ehemals höchsten Pro-Kopf-Verschuldung im Südwesten hat aufgeräumt: Das statistische Landesamt sieht sie nur noch auf Platz vier in Sachen Schulden. Das Land hat mit Millionen geholfen. Doch vor allem die Aulendorfer selbst tragen die Last der kommunalen Entlastung. Manche mehr, manche weniger stoisch.
Die Stadt war bis 2008 tief in die roten Zahlen geraten. Damals hatte sie ein Defizit von 63 Millionen Euro – für jeden Aulendorfer umgerechnet rund 6400 Euro Schulden. In der Zwischenzeit haben Bürgermeister und Stadtverwaltung gespart, das Land gab dazu noch rund 25 Millionen Euro – Ende vergangenen Jahres lag Aulendorf noch bei rund 32,6 Millionen Euro Schulden.
Das Innenministerium in Stuttgart, der Gemeindetag und das zuständige Landratsamt in Ravensburg sehen Aulendorf auf dem richtigen Weg: "Die Stadt hat keine Risiken mehr. Das ist jetzt eine ganz normale Stadt", sagt Klaus Hartmann, stellvertretender Leiter des Kommunalamtes. Bürgermeister Matthias Burth (parteilos) sagt: "Wir haben es erreicht, auf eigenen Beinen stehen zu können." Fast alle Altlasten sind abgearbeitet. Nur die Sache mit den Wasseranschlüssen, die sorgt für neuen Ärger.
2 Kommentare verfügbar
ursel schorer
am 06.08.2014Wann endlich entscheidet der Petitionsausschuss über unsere zu diesem Thema eingereichte Petition, wann endlich…