Christina Frank ist Gewerkschafterin. Eine, die sich reinhängt, ohne Rücksicht auf Verluste. Ob ihr Arbeitstag dann 16 Stunden hat oder mehr, ist der Stuttgarter Verdi-Frau schnurz. Reingehängt hat sich die 58-Jährige auch in die Betreuung der Schlecker-Frauen, die vor zwei Jahren am Ende waren. Der Drogeriekönig aus Ehingen war pleite, eine Transfergesellschaft gescheitert. Frank hat die Frauen getröstet, ihre Ansprüche an den Insolvenzverwalter berechnet, ihnen beim Papierkram mit dem Arbeitsamt geholfen. Wer nachts um drei schon mal eine Mail von ihr bekommen hat, der weiß, dass sie sich selbst nie schont.
Als sie gemeinsam mit den meist älteren, schwer vermittelbaren Frauen unter dem Namen "Drehpunkt" das Modell einer Bürgerdrogerie als Dorfladen entwickelte, wurde sie zum Schutzengel der Gefeuerten. Sie hatte ihnen eine Perspektive geboten und ihre Würde zurückgegeben, weil sie sich mit der neuen Aufgabe wieder nützlich und als Mensch fühlten. "Du gehst ab wie Schmidts Katze", sagte eine der vielen, die in ihrem Büro saßen, um sich Rat zu holen und sich von ihrer Begeisterung für den neuen Weg aus der Arbeitslosigkeit und in die Nahversorgung anstecken zu lassen. Christina Frank wusste immer Bescheid.
Wolfgang Gröll ist Unternehmensberater. Seit Jahren berät der Bayer Menschen bei der Gründung von Dorfläden. "New Way – Dynamik & Nahversorgungskonzepte" nennt sich sein Unternehmen, sein Briefpapier verkündet, dass seine Läden schon viele Auszeichnungen bekommen haben: Ehrenpreis Nahversorgung 2011 der IHK-Chemnitz, Preisträger von Deutschland – Land der Ideen, Sonderpreis beim Staatspreis 2010. Gröll analysiert Standorte, schreibt Businesspläne und Bilanzen, bietet Gründungscoachings. Er hat schon unzählige Male mit Lieferanten verhandelt, er kennt die Tücken von Kassensystemen, er weiß, aus welchen Fördertöpfen Gründerinnen Geld bekommen können und damit auch ihr Berater, also – er. Das ist sein Job, damit verdient er sein Geld, damit betreibt er sein Büro im bayerischen Starnberg. Als die Gewerkschafterin Frank professionellen Sachverstand bei der Gründung der Drehpunktläden suchte, wurde ihr dieser Mann empfohlen, von der Innova, der Förderungsgesellschaft für Genossenschaften. Auch Wolfgang Gröll weiß immer Bescheid.
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am 22.05.2015