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Völkische Naturfreunde

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Deutschlandweit sind sie unbehelligt unterwegs: Familien, die unter sich bleiben, ihre Tradition bewahren und ausleben, die gut vernetzt eine Parallelgesellschaft aufgebaut haben. Rechte denken bei dieser Beschreibung vermutlich an arabische Großfamilienclans – doch weit gefehlt. Gemeint sind völkische Sippen, die ihre Kinder auf ein kämpferisches Leben einschwören. Darüber schreibt Fachautorin Andrea Röpke im zweiten Text unseres Projekts "Recherche gegen Rechts". Nach außen entsprechen die Mitglieder nicht unbedingt dem Klischee von Nazi-Schlägern, sondern vielmehr den "Vorzeigedeutschen", beschreibt Röpke: Sie sind musikalisch, haben gute Noten, geben sich bodenständig. Die Sippschaften, denen es darum geht, deutsches Blut "reinzuhalten", sind auch im Südwesten aktiv. Sie gehen wandern oder bauen Lager in der Natur, sind vernetzt mit anderen Organisationen weit außen am rechten Rand. Auch mit der AfD.

Deren baden-württembergischer Landesverband hält in Hechingen, etwa 20 Kilometer südwestlich von Tübingen, am 22. und 23. November seinen Landesparteitag ab. Ursprünglich sollte der schon vergangene Woche stattfinden, doch die Stadt kündigte den bereits unterzeichneten Mietvertrag – auch weil sie die rechtsradikale Partei nicht am 9. November, dem Jahrestag der Reichspogromnacht, in ihrer Stadthalle haben wollte. Die AfD klagte daraufhin vor dem Verwaltungsgericht Sigmaringen und bekam Recht. Gegen das Urteil wollte die Stadt nicht vorgehen, stattdessen einigte sie sich in einem Vergleich mit der Partei darauf, den Parteitag zu verschieben. Das Hechinger Bündnis für Demokratie und Menschenrechte ruft am 23. November auf zur "Kundgebung für Zusammenhalt, Respekt und Verantwortung – gegen Spaltung und Hass". Los geht es am Obertorplatz um 13 Uhr.

Dulk-Preis für Kontext-Autor

Mit den Rechtsextremen von früher befasste sich immer wieder auch der Stuttgarter Autor und Filmemacher Hermann G. Abmayr, der seit Ausgabe 13, erschienen im Juni 2011, für Kontext schreibt. Zudem hat er unter anderem 2009 das Buch "Stuttgarter NS-Täter. Vom Mitläufer bis zum Massenmörder" herausgegeben, das seitdem zwei Neuauflagen erfahren hat, zuletzt 2021. Kontext freut sich deshalb für Abmayr: Er erhält den mit 3.000 Euro dotierten Albert-Dulk-Preis, der nach einem ungewöhnlichen Menschen benannt ist. Dulk (1819 bis 1884), beheimatet in Untertürkheim, war radikaler Demokrat, Schriftsteller, Freidenker und Friedensfreund, Weltenbummler und Extremsportler. Gewürdigt wird Abmayr vom Kulturhausverein Untertürkheim für seinen aufklärenden Journalismus. Die Verleihung findet am kommenden Freitag, 14. November um 20 Uhr im Julius-Lusser-Haus in Stuttgart-Untertürkheim, Strümpfelbacher Str. 38, statt. Die Laudatio hält Kontext-Mitgründer Josef-Otto Freudenreich.

Rebecca verstärkt das Team

Kontext versteht seine Aufgabe darin, den Journalismus zu stärken. Dazu gehört auch, den Nachwuchs zu fördern beziehungsweise einen ersten Einblick in die Medienwelt zu bieten. Einen Einblick hinter die Kulissen der Kontext-Redaktion bekommt seit letzter Woche die 18-jährige Rebecca Roll, bis zum Ende des Monats absolviert sie hier ein Praktikum. Sie hat dieses Jahr an einer Stuttgarter Schule ihr Abitur gemacht und überlegt jetzt, was sie studieren soll. "Irgendwas mit Journalismus, Kommunikation oder Politik", sagt sie. An Leidenschaft und Fleiß mangelt es ihr jedenfalls nicht. Am Samstag ist sie sehr früh aufgestanden, um nach Schwäbisch Gmünd zu fahren, wo der Stuttgarter Bundestagsabgeordnete Luigi Pantisano (Die Linke) eine Frau aus dem Gefängnis freigekauft hat: Sie ist wohnungslos und konnte die Strafe fürs Schwarzfahren nicht bezahlen. Rebeccas ersten journalistischen Text lesen Sie hier.

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