Jetzt sind wir schon elf Jahre alt und machen doch immer wieder alles falsch. Schon allein dass wir, nach seuchenbedingt ausgefallenem Zehnjährigen, ein Jahr später feiern. Dabei weiß doch jedes Kind, dass die elf in der Zahlenmystik des Mittelalters die Zahl der Maßlosigkeit und Sünde war. Dann legen wir das Ganze mitten in die Pfingstferien. Pfingstferien, hallo?! Da ist doch halb Süddeutschland mit den Blagen am Gardasee und isst Pizza con Wurstl und Gelato. Die wenigen Dagebliebenen, da hätte ein Blick in den Hundertjährigen Kalender gereicht, sind wegen der darin vorhergesagten "schönen warmen Tage" lieber im Freibad oder sonstwo der autoverseuchten Stuttgarter Betonwüste flüchtig. Und dann bewerben wir die Feier auch noch social-media-mäßig auf eine Weise, für die "geriatrisch" noch wohlwollend wäre, wie ein wohlwollender Mitarbeiter behauptete. Ein Desaster war zu erwarten, ganz so, wie es sich für "federführende Vollversager" gehört.
Auf der anderen Seite haben wir bei Kontext eine gewisse Routine, düstere Prognosen zu enttäuschen; schon beim Kontext-Start war uns ja ein Eintagsfliegen-Dasein vorhergesagt worden. Und so wurde denn auch die 11er-Feier im Stuttgarter Theaterhaus trotz der widrigen Voraussagen ein rauschendes Fest. Mehrere hundert Gäste kamen zur Podiumsdiskussion am Nachmittag, zur Ausstellungseröffnung danach und zum großen Fest am Abend. Ein riesiges herzliches Dankeschön allen, die gekommen sind und mit uns gefeiert haben! Einen ausführlichen Rückblick mit vielen Fotos gibt's in dieser Ausgabe, und einen Jubiläums-Film obendrein.
Riesig gefreut hatten wir uns schon im Vorfeld, dass wir Zeichnerlegende Gerhard Seyfried sowohl für einen Comic-Workshop gewinnen konnten (über dessen Ergebnisse mehr in der kommenden Ausgabe) als auch für die Laudatio zur Ausstellung mit Kontext-Comics und -Karikaturen im Theaterhaus. Nach schwärmerischen und ausschweifenden Vorreden von Theaterhaus-Chef Werner Schretzmeier und Kontext-Redakteur Oliver Stenzel tat Seyfried das einzig Richtige und hielt die wahrscheinlich kürzeste Laudatio in der Geschichte der Festreden. Um danach umso schneller von Besuchern umringt zu werden, die ihre alten Seyfried-Bände signiert haben oder dem Meister ihre Lieblings-Karikaturen oder -Comics kundtun wollten. So auch Kontext-Mitarbeiter Stefan Siller, der sich für das gezeichnete Polizeikommando bedankte, das einem erschrockenen Bürger eine "einstweilige Erschießung" überbringt.
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