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Good News von der AfD

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Die gute Nachricht vorneweg: Die AfD hat mehr als ein Drittel ihrer Stimmen verloren, ist nur noch fünftstärkste Partei im Landtag und Christina Baum, die furchtbare Zahnärztin, ist raus. Das könnte einen Beitrag leisten zur Wiederbelebung einer zivilisierten Debatte, zum Abbau schwer therapierbarer Aggressionen und von Arbeitsplätzen, auf denen Menschen sitzen, die ihre Umwelt mit schlimmen Gewaltphantasien verschmutzen (Was macht jetzt eigentlich Marcel Grauf?).

Andererseits wäre es verfrüht zu glauben, der Spuk hätte schon ein Ende. Geschrumpft ist die AfD lediglich auf ihre Kernklientel, die sie aus Überzeugung und nicht nur aus Protest wählt, was sie nicht sympathischer macht. Geblieben ist eine Truppe, die ihren reaktionären Kern am Wahlabend hinter Anzug und Krawatte versteckt, in bereitwillig hingehaltene Mikrofone spricht, in Sätzen, die nahe bei den "Altparteien" sind, denen sie doch den Garaus machen will.

Fraktionschef Bernd Gögel gibt den Herrn Kaiser von der Hamburg-Mannheimer, sein Vorgänger Jörg Meuthen den Biedermann, und Alice Weidel die heilige Johanna der Geknechteten. Einer davon trägt ihr immer die Tasche hinterher. Und alle, obwohl untereinander spinnefeind (was nicht AfD-spezifisch ist), versichern den ReporterInnen, sie seien sehr zufrieden mit dem soliden Ergebnis (was mit Ausnahme der CDU auch alle anderen behaupten). Das gilt ebenso für den Dank an die Wählerinnen und Wähler ("Zunächst möchte ich sagen …"), die sich weder vom Verfassungsschutz, noch vom Virus, noch von der Antifa haben abhalten lassen, der AfD ihre Stimme zu geben. 28 Prozent davon sollen Arbeiterinnen und Arbeiter gewesen sein, schätzen Demoskopen, was den Rückschluss erlaubt, dass Teile der Arbeiterklasse der grünen Versöhnung von Ökonomie und Ökologie nicht so recht trauen, der SPD aber auch nicht, mit der sie immer seltener Seit' an Seit' schreitet.   

Und die Linke? Sie hat es wieder nicht geschafft. Wieder bemüht sie die widrigen Umstände, das diskriminierende Wahlrecht, das kleine Geld, das Werbung klein hält, die Pandemie, die den Straßenwahlkampf schwer macht. Und wieder stellt sich die Frage, warum sie mit den richtigen Themen in Baden-Württemberg keine Schnitte macht? Allein die Vorstellung, dass da mal jemand richtig linke Opposition im Landtag, den Grünen und Roten richtig Dampf machen würde, hinterließe doch schon Glücksgefühle. Nicht ohne Grund plädiert Kontext immer wieder für ein demokratischeres Wahlsystem. Zuletzt im Dezember vergangenen Jahres und aktuell in dieser Ausgabe, in der die Notwendigkeit der Reform begründet wird.

Solange es aber ist, wie es ist, können wir uns nur Richtiges wünschen. Formuliert ist es als Brief an die regierenden Grünen, die über ihr Wahlprogramm geschrieben haben: "Wachsen wir über uns hinaus".

Die Krankenkasse zahlt die Windeln

Die Welt ein ganz klein wenig besser machen kann auch so gehen: Die Techniker Krankenkasse übernimmt die Kosten für die Windelversorgung der schwerstbehinderten Anne Hofmann. Zuvor hatte Kontext über die Schikane der TK berichtet. Die wollte plötzlich nicht mehr die erforderlichen Windeln zahlen. Stattdessen sollte auf einmal der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MD) prüfen, ob nicht auch billigere Produkte funktionieren könnten, die Mutter sollte Windelprotokolle führen – Erfahrungen, die nicht nur Annes Mutter, sondern nahezu alle Eltern von schwerstbehinderten Kindern andauernd machen. Krankenkassen lehnen Hilfsmittelanträge ab, stellen ärztliche Rezepte in Frage, schalten den MD für Gutachten nach Aktenlage ein. Für die Betroffenen eine weitere Bürde im sowieso schon harten Alltag, die abgeschafft gehört.


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2 Kommentare verfügbar

  • Manuel Hummel
    am 21.03.2021
    Antworten
    @ „... von der Antifa haben abhalten lassen, der AfD ihre Stimme zu geben.“ Ob sich je irgend jemand, die/der sich mit dem Gedanken trug, die AfD zu wählen, ausgerechnet aufgrund der glorreichen Aktivitäten der „Antifa“ davon hat abhalten lassen, wage ich stark zu bezweifeln. Für die AfD ist es doch…
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