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Ladestationen am Hindukusch!

Ladestationen am Hindukusch!
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Da werden sich die Fridays aber freuen: Endlich kann auch Krieg umweltfreundlich geführt werden! Dank "Genesis", dem Elektro-Hybrid-Radpanzer der Flensburger Fahrzeugbau GmbH, als Prototyp präsentiert in geschmeidigem Herbstblau. "Die Technik gilt als Revolution", schreibt das Fachblatt "Auto, Motor, Sport" und kriegt sich schier nicht mehr ein. Vor allem, weil das Teil auch bis zu vier Meter tief tauchen kann. Und das alles fast ohne Emissionen! Doch damit nicht genug. "Genesis" ist auch noch "extrem spurstark" dank "15.622 (!) Newtonmeter" Drehmoment und – hallelujah – einem tauschbaren Überbau: Entweder Mannschaftswagen oder Geschütz oben drauf, und schon ist das Gefährt fertig zum Einsatz. Falls, ja falls es genug E-Ladestationen gibt. Daran scheitert Verkehrswende ja gerne mal. Und wo die in Stuttgart schon eher selten zu finden sind, wie sieht es dann wohl in Krisengebieten wie Mali oder am Hindukusch aus?

Jaja, immer alles zerreden und miesmachen, so ist die Presse halt. Optimisten denken dagegen weiter und hoffen auf die komplett kompostierbare Panzer- und Infanteriemunition, damit die Metzelstätten der Zukunft schneller renaturiert werden können.

Ja, "Mobilität verändert die Welt – das wurde allen Menschen zu Anfang der Eisenbahnzeit bewusst", schreibt auch Winfried Hermann in seinem neuen Buch. Und der muss es wissen, ist ja Baden-Württembergs Verkehrsminister. "Als am 7. Dezember 1835 die Dampflokomotive 'Adler' von Nürnberg nach Fürth fuhr, fragten sich viele: Was wird das noch werden?" Es wurde – das Auto! Der "elegante Ford Taunus 12M", Hermanns erstes Gefährt beispielsweise, liebevoll genannt: der "neue Superpanzer". Wie passend. Mittlerweile sind 50 Jahre vergangen und es darf nicht nur für Hermann ein bisschen mehr öko sein.

Allerdings nicht Öko light. Das merken die Leut’. Wenn einer nur öko tut und dann nicht ist, wie der noch amtierende Oberbürgermeister Uli Burchardt in Konstanz. "Da ruft man einerseits mit großem Tamtam den Klimanotstand aus, in der entscheidenden Sitzung über Klimaneutralität bis 2030 stimmt der Oberbürgermeister dann aber dagegen", sagt ein ehemaliger Unterstützer, der kurz vor der Oberbürgermeisterwahl am Bodensee nun die Konkurrenz unterstützt. A propos Konstanz: Da wollten die Querdenker am Wochenende unter der Ägide eines verrückten Extremsportlers Merkel abwählen. Spoiler: Hat nicht geklappt. Und nicht nur das.

By the way: Ob der E-Hybrid-Panzer vielleicht ein paar Standheizungen von Eberspächer brauchen könnte? Von der Firma, der wie vielen anderen gerade aufgefallen ist, dass Corona ganz prima taugt zum Stellenabbau? Nur so als Idee.

***

In eigener Sache: Kontext-Autor Dietrich Heißenbüttel spricht am kommenden Dienstag, dem 13. Oktober um 18 Uhr im Stuttgarter Kunstmuseum über "Netzwerke des Widerstands. Kunst im Nationalsozialismus in der Region Stuttgart". Der Vortrag gehört zum Begleitprogramm der Ausstellung "Der Traum vom Museum 'schwäbischer' Kunst". Wegen begrenzter Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung erforderlich (fuehrung--nospam@kunstmuseum-stuttgart.de oder Tel. 0711 / 216 196 25).


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1 Kommentar verfügbar

  • Philippe Ressing
    am 08.10.2020
    Antworten
    ...ja, ja, auch die 'Erfindung' des Doktor Guillotin galt als Fortschritt - hatten sich doch zuvor die Henker oft 'verschlagen'.... Da können wir aus deutschen und anderen Waffenschmieden noch einiges in Zukunft erwarten - laut Duden bedeutet Genesis ja 'Schöpfungsgeschichte'. Wohlann ihr…
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