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Es bleibt dabei: Refugees welcome

Es bleibt dabei: Refugees welcome
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Was ist in diesen fünf Jahren nicht alles passiert? Zwischen Willkommen und Zuschließen, zwischen Empathie und Egoismus, zwischen Weltoffenheit und Nationalismus. Was haben wir alles vergessen, nach dem Merkelschen "Wir schaffen das" vom 31. August 2015? Und was hat Kontext gemacht? Natürlich geschafft. Vornehmlich im Sinne derer, die eine Stimme brauchen. Wer das Stichwort "Flüchtlinge" im Suchfenster eingibt, findet 523 Texte, darunter eine ganze Ausgabe, die sich ausschließlich dem Thema widmet. Sie erscheint zwei Wochen nach Merkel, enthält ein Interview mit der damals einmaligen Integrationsministerin Bilkay Kadem, geborene Öney, eine Geschichte über den Leiter der Meßstettener Erstaufnahmestelle, dem das Besteck ausgegangen ist, weil er jeden Tag hundert Neuzugänge hat, und das Versprechen der Redaktion: "Refugees welcome".

Ein Dossier ("Buntes Baden-Württemberg") folgt später. Unser Wetterer Peter Grohmann hat das in vielen, vielen seiner Kolumnen unterstützt, unsere Autorin Johanna Henkel-Waidhofer hat es in ungezählten Artikeln untermauert, unser Fotografenmeister Joachim E. Röttgers hat es mit einfühlsamen Bildern geschmückt, und unsere Redakteurin Anna Hunger hat es praktisch gemacht, zusammen mit Kameramann Steffen Braun: ein Bildungsprojekt für Geflüchtete an der Gottlieb-Daimler-Berufsschule in Sindelfingen. Es sei ein "sensationeller Erfolg" gewesen, befand die Klassenlehrerin, nur beim Dativ hätte es noch etwas gehapert, sehr gut dagegen der Vortrag zweier syrischer Mädchen über Frauenrechte.

Kontext-Chefin Susanne Stiefel entdeckte in Schwäbisch Gmünd einen Oberbürgermeister, der die Betreuung zu seiner persönlichen Sache machte und dafür von der Helga und Edzard Reuter-Stiftung ausgezeichnet wurde. Richard Arnold heißt er und ist Mitglied der CDU. Laudatiert wurde er von seiner Entdeckerin, die ganz überrascht war, in dieser Partei solche Menschen zu finden. Die Überschrift lautete damals: "Das Wunder von Gmünd".

Weniger gute Nachrichten erreichen uns meist vom baden-württembergischen Flüchtlingsrat, der unser nächster Nachbar ein Stockwerk tiefer ist. Hier läuft vieles zusammen, was so gar nicht ins Willkommensein passt. Hier bitten wir den Geschäftsführer Seán McGinley auch um einen Kommentar, wenn etwa die griechische Polizei auf Zufluchtsuchende schießt. Seine Überschrift heißt dann beispielsweise: "Die Maske der Zivilisation". 

Doch es geht auch anders, wenn der Wille da ist. Unser Autor Samuel Müller hat mit seiner Familie einen 25-jährigen Syrer aufgenommen, der 2016 geflohen ist. Alaa Aljarmakany hatte bereits eine Ausbildung zum Anwalt abgeschlossen, als er in die Armee einberufen wurde. Er wollte nicht auf das eigene Volk schießen, begründete er seine Flucht. In Stuttgart wurde aus ihm ein Lokführer. Seine erste Prüfung hat er mit 1,0 bestanden.

"Wir hätten das schaffen können", überschreibt Johanna Henkel-Waidhofer ihre Geschichte über Merkels Satz, fünf Jahre danach, in der heutigen Ausgabe. So wie Alaa Aljarmakany.


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1 Kommentar verfügbar

  • Karl P. Schlor
    am 28.08.2020
    Antworten
    Wenn man natürlich die negativen Aspekte der EInwanderung - denn Migration kann man es ja
    nicht nennen angesichts der Tatsache, daß die meisten hier bleiben wollen - vollkommen aus=
    blendet, wie es im Beitrag zum Ausdruck kommt, dann kann man natürlich so ein Fazit ziehen!
    EIn politisch korrekter…
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