KONTEXT:Wochenzeitung
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Krawall sticht Inhalt

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Mal angenommen, die Fans des VfB Stuttgart hauen sich nach dem Spiel in der Mercedesstraße auf den Kopf. Und die Polizei schreitet ein. Ob dann über dem Spielbericht steht: Schlagstöcke gegen Hooligans? Wohl kaum. Aber wenn sich 4000 Menschen auf dem Schlossplatz versammeln, friedlich viele Reden hören, anschließend einen Demonstrationszug bilden, ein paar Versprengte ein leer stehendes Haus heimsuchen, und die Polizei tut, was sie glaubt, tun zu müssen, dann lautet die Überschrift in den StZN: Polizei setzt bei Mietendemo Pfefferspray ein. Und kupfert dann auch noch ein Foto von den linken "Beobachternews" ab.

Krawall sticht Inhalt, stellt Kontext-Redakteur Minh Schredle fest, der sich alles angeschaut hat. Draußen wie drinnen. Ein offeneres Ohr für all das, was gesagt wurde, könnte die Debatten ums Wohnen bereichern, bilanziert er in seiner Geschichte. Das Starren auf die Klickzahlen (Blaulicht!) tut es nicht. Die Reden von Mietervereinschef Rolf Gaßmann und verdi-Sekretär Cuno Brune-Hägele tun es, und sind deshalb verlinkt.

Mit dabei waren auch Vorstand und Redaktion von Kontext. Zum einen wegen der offenen Ohren, zum andern wegen der Flagge, die es zu zeigen gilt. Auch bei diesem Thema, das so viele Menschen bewegt, das die Ungerechtigkeit in dieser Gesellschaft beispielhaft zeigt, kann Kontext nicht abseits stehen. Mal ganz abgesehen davon, dass so ein Stand eine vorzügliche Möglichkeit ist, nette Menschen zu treffen.

Kontext beim "taz lab"

Das gilt auch für Berlin, für den "taz lab"-Kongress. Kontext-Redakteur Oliver Stenzel war am Wochenende dort, zusammen mit Vorstand Johannes Rauschenberger. Und beide haben festgestellt: Berlin, wie haste dir verändert. Nicht nur, weil die Mieten bald Stuttgarter Niveau erreicht haben. Sondern auch, weil selbst im einstigen Sponti-Paradies Kreuzberg nicht mehr so leicht Pflastersteine aufzutreiben sind. Ein paar davon hätten sie gut brauchen können, zum Beschweren des Info-Materials am Kontext-Stand im Besselpark. 

Dort fanden sich wieder einmal viele Wohlgesonnene aus allen Ecken der Republik ein, wobei diesmal in Hamburg und Lüneburg eine leichte Ballung auszumachen war. Kurz dahinter kamen Karlsruhe, Leipzig und Duisburg. Zwischen den Gesprächen schoben sich die beiden Kontextler im Schichtbetrieb in einige der über 70 Veranstaltungen (alle knallevoll). Mit Absicht ausgelassen haben sie jene, bei der "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt zu Gast war. Über den Umgang mit ihm hat Kontext-Autor Mario Damolin schon vor einigen Wochen <link https: www.kontextwochenzeitung.de medien ich-muss-ihre-einladung-leider-ausschlagen-5791.html _blank external-link>eine kleine Handreichung verfasst.

Besser in die Runde mit der Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan und dem Syriza-Politiker Giorgios Chondros. Beide waren sich einig, dass die neoliberale Politik in Europa gebrochen werden müsse, weil diese den anhaltenden Rechtsruck befeuere. Da hätte auch Philosophieprofessor Michael Weingarten mitdiskutieren können. In seinem aktuellen Kontext-Beitrag legt er dar, warum liberale Demokratien die Balance zwischen ihrer liberalen und ihrer demokratischen Seite immer neu ausbalancieren müssen - was gar nicht so einfach ist. Sein Text ist zugleich eine Einstimmung auf den <link https: www.die-anstifter.de veranstaltungen demokratiekongress-2019-republik-in-gefahr _blank external-link>Demokratiekongress der Anstifter am kommenden Samstag, den 13. April. Kontext ist Kooperationspartnerin, Autor Arno Luik mit einem Hauptreferat zum Thema Medien vertreten.


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3 Kommentare verfügbar

  • B. Schmidt
    am 10.04.2019
    Antworten
    Vor ein paar Jahren machte man sich staatlicherseits wenigstens noch die Mühe, agent provocateurs gewollte Eskalationen herbeiführen zu lassen (z.B. 30.9.2010, Stuttgart, Mittlerer Schlossgarten). Inzwischen bewerkstelligen es die Polizei und die dafür verantwortlichen Politiker höchstselbst. -Was…
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