Unter dem Motto "Wie wollen wir arbeiten?" hatte die taz am vergangenen Samstag zum "taz lab" nach Berlin geladen, und das Haus der Kulturen der Welt bis zum Rand gefüllt. Klar, auch Kontext war dabei. Minh Schredle und Oliver Stenzel von der Redaktion sowie Johannes Rauschenberger vom Vorstand erzählten, was in Stuttgart geht, stürzten sich aber auch im Schichtbetrieb ins Getümmel des aus allen Nähten platzenden Programms.
In rund 60 Veranstaltungen auf elf Bühnen wurde bis in den Abend das Titelthema unter verschiedensten Blickwinkel gedreht und gewendet, es wurde diskutiert und gestritten, politisch und philosophisch, pragmatisch und utopisch, ernst und auch mal amüsant - etwa, wenn die Edelfedern des taz-Ressorts "Die Wahrheit" in der Lesung "Die Zukunft des Feierabends" dem gehobenen Nonsens frönten und dies mit einer Publikumsverkostung edler Brände kombinierten.
Bislang das "erfolgreichste taz lab", verkündete Organisator Jan Feddersen angesichts des komplett ausverkauften Kongresses, auf dem sich auch so manche Politiker tummelten: Darunter Katja Kipping und Bernd Riexinger von der Linken, das neue grüne Führungsduo Annalena Baerbock und Robert Habeck sowie Tübingens OB Boris Palmer, und, man höre und staune, FDP-Chef Christian Lindner.
Der liberale Posterboy war der wohl überraschendste Gast des taz lab. Das ihm zum Großteil nicht allzu gewogene Publikum blieb aber gesittet. Weder flogen Schuhe noch hallten Buhrufe, dafür gab's braven Applaus. Auch der Lindner befragende Taz-Chefreporter Peter Unfried behandelte seinen Gast, trotz einiger süffisanter Randbemerkungen, pfleglich. Da blieb Raum zur Selbstbeweihräucherung, eine Disziplin, in der Lindner fraglos Übung hat. Er inszenierte sich als den großen Kämpfer gegen die AfD, die sei der ideologische Gegenpol der FDP. Warum er dann im vergangenen Wahlkampf mit Aussagen zur Flüchtlingspolitik in AfD-Gewässern fischte, diese Frage wurde leider nicht gestellt. Ebenso wenig wie ein Hinweis auf die allein auf den Parteichef fokussierte FDP-Kampagne zur Bundestagswahl, als Lindner an Emmanuel Macrons Partei En Marche "die extreme Orientierung auf nur eine Person" kritisierte.
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Rolf Steiner
am 28.04.2018Ich vermute, die Menschwürde und…