Immerhin: Mit dem Eispickel hat niemand zugeschlagen. Die Kombattanten leben noch. Das ist ein erstes, beruhigendes Fazit der Debatte, die erfahrungsgemäß trotzkistisch-tödlich enden kann: die Lage der Linken. In Kontext haben wir sie zuletzt mit den Texten "<link https: www.kontextwochenzeitung.de debatte die-luecke-der-linken-4867.html internal-link-new-window>Die Lücke der Linken" und "<link https: www.kontextwochenzeitung.de debatte verquere-kopfgeburt-4884.html internal-link-new-window>Verquere Kopfgeburt" geführt. Beide haben sich mit Sarah Wagenknecht/Oskar Lafontaine und der Frage beschäftigt, was nun gebraucht wird: eine linke Bewegung oder Bewegung in der Linken?
Locker auf dem Hocker würden wir jetzt für beides plädieren, aber das geht so einfach nicht. Dazu ist die Gemengelage in den Kommentarspalten zu aufgewühlt, fast glaubenskriegerisch. Da haben wir die "5. Kolonne", die "voll auf Angriff" gebürstet ist. Namentlich wird die Parteispitze Kipping/Riexinger genannt und als Krönung Michael Weingarten, der Kontext-Autor. (Wir erinnern uns, es war Heiner Geißler, der den Begriff benutzte, um die SPD in den 1980er-Jahren als Agentin des Ostblocks zu diffamieren). Da gibt es die Vorstöße aus dem Saarland, die entweder "antiemanzipatorisch, antisolidarisch und kapitalismusapologetisch" oder nur deshalb auf dem Markt sind, weil "jedes Paar ein gemeinsames Projekt" benötigt. Letztere Vermutung äußert die grüne Böll-Stiftungsvorsitzende Heike Schiller ("ein anderes geht kegeln") und lässt offen, was besser ist. Und außerdem ist da der Kommentator, der angesichts der vielen widerstreitenden Meinungen sicher ist, dass sich der "neoliberale Mainstream" wieder einmal "auf die Schenkel klopfen kann". Das wollen wir natürlich nicht.
Wir hätten es, jetzt aber ganz ernst, gerne etwas cooler beziehungsweise wie Lena M., die Antoine Saint-Exupéry zitiert: "Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer". Also raus aus den Gräben, mit offenem Blick und viel Phantasie. Dazu passt der <link https: www.kontextwochenzeitung.de debatte hamburger-prof-4903.html internal-link-new-window>Beitrag des Hamburger Soziologen Frank Adloff, der uns gefragt hat, ob er sich an der Debatte beteiligen kann. Mit seiner Forderung nach "Konvivalität" wolle er sich gegen die politische und intellektuelle Ideenlosigkeit wenden, schrieb er. Ein spannendes Stück und so ganz ohne Schaum vor dem Mund.
Oberschwäbische Sumpfgebiete
Völlig andere Probleme hat man im oberschwäbischen Ravensburg. <link https: www.kontextwochenzeitung.de gesellschaft elitaeres-trommeln-4885.html internal-link-new-window>Wie berichtet, wollen dortige Schuldirektoren nur noch Trommler beim Rutenfest mitmarschieren lassen, die gute Noten haben.
3 Kommentare verfügbar
Peter Kurtenacker
am 07.02.2018Sollte die SPD-Basis die Koalition durchwinken, wird so gut wie niemand mehr von der normalen Bevölkerung sich um Politik kümmern. Es wird ein allgemeines Achselzucken geben und alle sagen "man kann eh nichts mehr ändern".
Die…