KONTEXT:Wochenzeitung
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Das Böse ist links

Das Böse ist links
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"Wer stoppt den linken Hass?" Fragt die Bildzeitung. Die "linke Saubande" wütet marodierend durch Hamburg. Sagt der CSU-Minister Alexander Dobrindt, der Mann im großen Karo. Der linksextreme Terror ist so schlimm wie der islamistische. Wütet Peter Altmaier, der Kanzleramtschef von der CDU. "Vermummte Linksfaschisten" zerstören Autos von Familien, Azubis und Bürgern. Postet Jens Spahn, der Mann fürs Grobe.

Die Schuldigen am Krawall-Gipfel sind also ausgemacht, die bösen Linken, die Verantwortlichen für alles Unheil dieser Welt. Da gerät zur Randnotiz, wenn Zehntausende friedlich demonstrieren, da braucht es sofort mehr Polizei, schärfere Gesetze und natürlich die Union aus CDU und CSU. Und keine weiteren Erklärungen. Zum Beispiel dafür, was links daran sein soll, einen Kleinwagen abzufackeln? 

Das fragen sich auch einige Geschäftsleute aus dem Schanzenviertel. Die sind zum Teil selbst von den Randalen betroffen, können aber als Augenzeugen der Ereignisse „aus eigener Beobachtung nicht bestätigen“, dass ein Schwarzer Block hauptverantwortlich für die Sachschäden in der Nacht auf Samstag wäre: „Der weit größere Teil waren erlebnishungrige Jugendliche sowie Voyeure und Partyvolk.“ <link file:32984 download>Die lesenswerte Stellungnahme gibt es hier als pdf-Datei zum Download.  

Fragen wir mal nicht, wem das Chaos nützt, denken wir nur mal kurz darüber nach, über wen hier eigentlich geredet wird? Über Autonome, Anarchisten, Schwarzer Block – alles Chiffren für etwas, was im Ungefähren bleibt. Wo ist bei ihnen das Linke? Kontext-Redakteur Minh Schredle (22) ist <link https: www.kontextwochenzeitung.de gesellschaft der-gipfel-der-entfremdung-4472.html internal-link-new-window>mit ihnen im Zug nach Hamburg gefahren, hat sie dort erlebt und war einigermaßen erstaunt. Viele Kinder aus besserem Hause, Studierende, die den Eindruck vermitteln, pubertierende Pfadfinder zu sein. Und plötzlich Steine werfen.

Während Schredle in den vier Tagen kaum ein Auge zugetan hat, kam Kontext-Mitarbeiter Chris Grodotzki (28) früher zur Ruhe. Als er am Samstag, 8. Juli, am Medienzentrum des G-20-Gipfels eintraf, verweigerte ihm die Polizei den Zutritt. Der engagierte Fotograf stand auf einer Liste von 32 Journalisten, denen nachträglich die Akkreditierung entzogen wurde. Sie seien vom Bundeskriminalamt (BKA) als Sicherheitsrisiko bezeichnet worden, hieß es, konkrete Begründungen gab es keine. Bei Grodotzki, der in Hamburg für "Spiegel online" akkreditiert war, wird vermutet, dass der türkische Geheimdienst seine Finger im Spiel hatte. Dahinter steckt ein Vorgang aus dem Jahr 2014, als Grodotzki von der türkischen Polizei <link https: www.kontextwochenzeitung.de zeitgeschehen pkk-teroerizm-propaganda-2512.html internal-link-new-window>in der Stadt Diyarbakir für 32 Stunden festgesetzt wurde. Er wurde verdächtigt, ein Terrorist zu sein. Nachdem sich das ARD-Hauptstadtstudio des Skandals angenommen hat, <link https: www.tagesschau.de inland gzwanzig-journalisten-109.html internal-link-new-window>verkündete Regierungssprecher Steffen Seibert, er werde sich intensiv darum kümmern, dass alle Fragen "zügig beantwortet" werden. Die Pressefreiheit sei für ihn ein hohes Gut. Eine erste <link http: www.spiegel.de kultur gesellschaft g20-gipfel-in-hamburg-journalisten-wurde-der-zugang-verwehrt-a-1157201.html external-link-new-window>Zusammenfassung findet sich auf "Spiegel Online".

Gott oder den Linken sei Dank, ist wenigstens Kontext ein offenes Haus. Wir freuen uns, wenn Chris Grodotzki in die Hauptstätter Straße kommt, oder wenn Gäste aus der Berliner Rudi-Dutschke-Straße einlaufen. Letztere wollen eigentlich immer das Gleiche: Schwäbisches zwischen die Zähne. Während taz-Chefredakteurin Ines Pohl mit Butterbrezeln zufrieden war, müssen es bei ihrem Nachfolger Georg Löwisch Maultauschen und ein Gaisburger Marsch vorneweg sein. Das hat der 1,90-Meter-Mann ratzfatz weggeputzt.

Noch ein Hinweis für unsere LeserInnen: Wir müssen in dieser Ausgabe auf einen Text von Elena Wolf verzichten. Hitzebedingt. Alles recherchiert, Text über das Zölibat im Kasten, und dann das. Unsere Ex-Kollegin hatte, getreu der Mahnung "viel trinken", den Mund zu voll genommen. Ein Hustenanfall versprühte einen prustenden Wasserfall - direkt auf den Computer. Totalausfall. Zuerst dachten wir: Welch' originelle Ausrede. Da war wohl jemandem kurz vor dem Urlaub die Luft ausgegangen. Hitzebedingt natürlich. Trotz Beteuerungen ("Nein ehrlich, das ist keine faule Der-Hamster-hat-meine-Hausaufgaben-gefressen-Ausrede") blieben wir skeptisch. Aber das Beweisvideo hat uns dann überzeugt: Es zeigt die Fehlleistungen des Computers. Angeblich habe die Journalistin sogar versucht, die Tastatur zu föhnen. Hoffen wir, dass der Text nach dem Urlaub trocken ist.


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9 Kommentare verfügbar

  • David Sohn
    am 18.07.2017
    Antworten
    Die antifa erzählt es selbst am besten
    http://www.achgut.com/artikel/antifa-opas_erzaehlen_vom_krieg
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