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Kritik und Klausur

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Da war unser Filmkritiker doch etwas verwundert, als er vergangene Woche wahlweise als Feigling oder gar als russischer Troll beschimpft wurde. Für die Kontext-Ausgabe der vergangenen Woche hat Rupert Koppold unter der Überschrift <link http: www.kontextwochenzeitung.de kultur blut-und-hoden-4256.html internal-link-new-window>"Blut und Hoden" eine Kritik zu "Pawlenski – Der Mensch und die Macht" geschrieben. Einen Film der Regisseurin Irene Langemann, in dem unter anderem eine per Nagel durch den Hodensack getriebene Selbstfixierung des regimekritischen Aktionskünstlers gezeigt wird. Pawlenski versucht den repressiven russischen Staat vorzuführen, das allerdings, so schreibt unser Kinokritiker, eher mit mäßigem Erfolg: "Letztlich provoziert Pawlenski ins Leere, weil der Staat, den er mehr oder weniger mit dem Sowjetsystem Stalinscher Prägung gleichsetzt, eher irritiert denn repressiv reagiert." Unser Autor kritisiert auch die einseitige Vorgehensweise der Regisseurin und stellt Pawlenski, der inzwischen mit Vorwürfen sexueller Übergriffigkeit konfrontiert wird und nach Frankreich geflohen ist, als Held und Vorbild in Frage.

Der Produzent des Films, der bisher vor allem Lob für das Werk geerntet hat, war nur wenig erfreut. "Herr Koppold ist weder sprachlich genau, sondern einfach nur skrupellos. Er schreibt drauf los, als ob er ein russischer Troll wäre. Nein, das ist keine Filmkritik, das ist der Versuch einer Verleumdung der Regisseurin Irene Langemann und von Pawlenski und seiner Partnerin." Trotzdem eine Meinung, die durchaus diskutabel wäre, fand wohl auch der Produzent und lud unserer Kritiker zur Diskussionsrunde ins Kino ein: "Ich bin gespannt, ob er den Mut hat, am 22.3. ins Kino zu kommen, um mit Irene Langemann zu diskutieren." Wie es dazu kam, dass Kontext-Autor Rupert Koppold nach seiner Zusage de facto wieder ausgeladen wurde, <link file:30945>zeigt der folgende Mailwechsel (PDF).

Kontext in Klausur

Wir waren in Klausur im Theaterhaus. Mit Luisa Boos, der SPD-Generalsekretärin. Mit Stephan Hebel, dem Frankfurter Publizisten, mit Peter Unfried, dem taz-Chefreporter und der Studentin Lisa Reiff, die ihre Bachelorarbeit an der Hochschule der Medien über die Kontext-LeserInnenstatistik geschrieben hat. Auf der Suche nach der Antwort auf die Frage, wie eine gute kritische Zeitung geht. Ist ja nicht einfach und die Anregungen werden uns noch eine Weile beschäftigen. Nur eine kleine Auswahl der Gedanken: Boos wünscht sich mehr "Underdogs" im Blatt. Hebel mehr Abwechslung in den Formen. Mal kurz, mal lang. Unfried mehr intelligente Unterhaltung und mehr Themen, "für die die Menschen brennen".

Stuttgart 21 ist ein gutes Beispiel dafür, wie unterschiedlich man die Dinge betrachten kann. Für den Berliner Unfried ist das Thema "weitgehend abgeräumt", für die Badenerin Boos ein Projekt, das außerhalb Stuttgart nicht mehr interessiert, für den Frankfurter Hebel "absoluter Pflichtstoff" in Kontext. Wo sonst lese er noch regelmäßig über diesen Betrug? Redaktion und Vorstand versichern: weiterhin bei uns. Die Mehrzahl der Gäste, unter ihnen <link http: www.kontextwochenzeitung.de politik gut-dotiertes-vertrauen-4033.html internal-link-new-window>Dieter Reicherter, hat das Theaterhaus daraufhin guten Mutes verlassen.


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4 Kommentare verfügbar

  • josef tura
    am 28.03.2017
    Antworten
    Ein Herr Produzent, der grammatikalischen Blödsinn wie "weder...sondern..." schreibt, sollte sich nicht über das makellose Deutsch eines renommierten Kritikers mokieren. Aber natürlich sind Verleihfirmen, deren Pressefuzzies und auch die arthouse-Kino-Betreiber sich einig in ihrer Ablehnung von…
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