KONTEXT:Wochenzeitung
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Steter Tropfen

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Die einstigen Ikonen des Protests waren auch mal wieder da. Walter Sittler, Wolfgang Schorlau, Egon Hopfenzitz. Am vergangenen Samstag auf dem Stuttgarter Schloßplatz. Auf der Bühne Joe Bauer und Winfried Wolf, beide unermüdlich, beide scharfe Kritiker des Immobilienprojekts Stuttgart 21. Seit vielen Jahren. Der eine als furioser Flaneur in der Stadt, der sieht und schreibt, wo der Kittel brennt. Der andere als cooler Analytiker, der die Winkelzüge der Bahn nachvollzieht, aufdröselt und einordnet. Beide sind wortstark und in ihrer Wirkung nicht zu unterschätzen. Vieles von dem, was wir wissen (und im Verborgenen bleiben sollte), haben wir von ihnen erfahren, insbesondere von Wolf, der auch immer wieder in Kontext zur Feder gegriffen hat und weiter greifen wird. Darüber freuen wir uns und offenbar auch unsere LeserInnen: Seine Texte stehen regelmäßig in den monatlichen Top five von Kontext.

"Das ist schön", sagt Wolf am Sonntagmorgen beim Kaffee, "das freut mich auch." Der gebürtige Horber, inzwischen 67 Jahre alt, weiß, dass seine Artikel keine einfache Kost sind, Platz brauchen und die Bereitschaft des Publikums, aufmerksam zu lesen. Beides gibt es bei Kontext, und das erscheint uns im Zeitalter des medialen Fastfoods wichtig. Hilfreich im Overkill der Nachrichten, die mehr verstören als orientieren. Und bekräftigt von vielen Besuchern an unserem Stand auf dem Schlossplatz, an dem es im Nullkommanix keine gedruckten Kontexte und keine taz mehr gab.

Falsch wäre freilich, den Dr. phil. Wolf auf Bahn und Verkehr zu reduzieren. Als Chefredakteur der linken Wirtschaftszeitung <link http: www.lunapark21.net _blank external-link>"lunapark 21", vierteljährlich gedruckt und als Blog im Netz, behandelt er Themen von Muhammad Ali ("Das Faustrecht des Kapitalismus") über die Frauenrechte in der Schweiz und in Syrien ("Uhren, Geld und Migration") bis zu den Arbeits-"Reformen" in Frankreich ("Solidarität mit den Protesten"). Verantwortlich zeichnet er für den "Faktencheck: Europa", der <link http: faktencheckhellas.org _blank>mit Griechenland begonnen hat und dem britischen Brexit fortgeführt wird. Sein jüngstes Buch "Die griechische Tragödie", zusammen verfasst mit dem Journalisten Nikos Chilas, trägt den programmatischen Untertitel: Rebellion, Kapitulation, Ausverkauf. 

In dieser Ausgabe drucken wir Wolfs Rede, die er auf der Großkundgebung gehalten hat. Parallel dazu, per Link,<link http: www.flaneursalon.de de _blank external-link> Joe Bauers Part. Wir betrachten sie als Dokumente für eine Bewegung, die so nirgendwo anders in der Republik zu finden ist. Gedacht sind sie aber auch als Ausdruck des wieder erstarkten Widerstands gegen das Unsinnsprojekt Stuttgart 21, das wenigen nutzt und vielen schadet. Wolf spricht in seiner Rede von der "Sickerwirkung der Wahrheit", für die es zu kämpfen lohne, er erinnert an Peter Conradi, der auf den "einen" Tropfen wartete, der das Fass zum Überlaufen bringt. Der aufrechte Sozialdemokrat ist tot, sein Vermächtnis nicht. Der Tropfen komme, hat er gesagt.


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1 Kommentar verfügbar

  • Jue.So Jürgen Sojka
    am 05.12.2016
    Antworten
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    Jetzt ist das so eine Sache mit der Meinung, die geäußert, nicht unbedingt auf Gefallen stößt/trifft!
    Was ja vor allem dann für manche zum Anstoß führt, so es sich nicht mit dem Eigenen zur Deckung bringen lässt – es angebracht scheint, das…
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