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So sieht also die "Stuttgarter" Pegida aus. Ein schauerlicher Verein von Dumpfbacken. Angereist aus dem Schwarzwald, vom Bodensee, von der Ostalb und aus dem Hohenlohischen. Ausgestattet mit einem hirnlosen Gebräu von Parolen, die verstehen mag, wer will. Vielleicht noch jener in eine Israelfahne gewandete AfD-Komiker Heinrich Fiechtner, der sich von "Linksfaschisten" umzingelt fühlt. Aber nicht einmal mehr verstanden vom Republikaner Rolf Schlierer, der über die "Hardcore-Rechten" nur den Kopf schüttelt. Selbst für ihn keine Klientel, aus der eine rechte Bewegung zu backen wäre.

Hooligans aus Pforzheim ("Berserker"), kahl geschorene Kerle vom "Freikorps Villingen-Bodensee", Jungs von "Wotans Heer", Kameraden von der rechtsextremistischen "German Defence League" (GDL), eine versprengte S-21-Gegnerin, die "Christliche Mitte" aus Lippstadt, die sich gegen "widernatürliche Sexpraktiken" stemmt, ein blonder Jüngling aus Würzburg, der schon "unter Gefechtsbedingungen" auf der Straße den linken Terroristen standgehalten hat. Oh Herr, schmeiß Hirn ra. (Wer sich's genauer anschauen mag, kann sich oben durch die Bilder unseres Fotografen Martin Storz klicken.)

Besonders bizarr der Hauptredner des verlorenen Haufens, dem man nachts nicht im Park begegnen möchte: Michael Mannheimer, der eigentlich Karl-Michael Merkle heißt, in Heilbronn ansässig ist und vor allem schreit. Das aber lange. Presseschlampen, Kommunisten allerorten, von der CSU bis zur Linken, ein linkssozialistischer Staatsfunk namens SWR, korrupte Politiker quer durch alle Parteien – da könnte einem angst und bange werden, wenn es nicht so bekloppt wäre.

Merkle alias Mannheimer gilt als Starautor von "Politically Incorrect" (PI), dem Blog der deutschen Islamhasser. Nach eigenen Angaben ist er politischer Aktivist, kein Nazi und Kämpfer gegen die Ausbreitung des Scharia-Islam. 2012 kassierte er einen Strafbefehl des Amtsgerichts Heilbronn, weil er zu Gewalt- und Willkürmaßnahmen aufrufe und zum Hass gegen eine religiöse Gruppe aufstachele. In Dresden hatte er bereits, via Pegida, den "Souverän wieder auf der Straße" gesehen.

In Stuttgart war dieser Souverän 200 Figuren stark. Dagegen standen 4000 Gegendemonstranten und drum herum 1000 Polizisten, die irgendwann Feierabend machen wollten, was eine Beendigung des Merkle'schen Brüllvortrags erforderte. Die Busse der SSB warteten schon auf dem Kronprinzplatz, um ihn und seine Zuhörer unfallfrei durch die Absperrgitter zu bringen. Das hat Merkle nicht gefallen, wegen der Freiheit des Wortes, aber die Vereinbarung mit AfD-Stadtrat Fiechtner, gemeinsam im Omnibus den "Bogen zu spannen", dürfte ihn etwas beruhigt haben. Und die Frage, wer die Busse bezahlt, ist auch schon geklärt. Die Polizei übernimmt die Rechnung für die Pegida-Freifahrt.


Anbei noch ein Filmchen - aus dem Pegida-Bus aufgenommen und unter diesem Link.


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36 Kommentare verfügbar

  • Jürgen Stern
    am 18.06.2015
    Antworten
    Warum berichten Sie nicht über den Jurassic Park auf der anderen Seite. 70 Organisation haben aufgerufen und nur 4.000 kamen.
    Gott sei Dank, gibt es Alternativmedien, die wirklich informieren.
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