KONTEXT:Wochenzeitung
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Die Zweihundertste

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Eigentlich ein Grund zum Feiern. 200 Mal Kontext. Aber unser Vereinschef Uli Reinhardt mahnt uns immer zu Demut und Bescheidenheit. Also keine dicken Backen, kein Fest, keine Korken knallen lassen. Einfach einen ordentlichen Job machen. Der große Vorsitzende würde wahrscheinlich sagen: der Leserin und dem Leser dienen. Also tun wir das. Ohne Girlanden.

Tun wir so, als wäre das keine Jubiläumsnummer, sondern (wieder mal) eine Ausgabe, die zeigen mag, wie bunt die Welt sein kann. Heute muss man ja bunt sein, wie es allenthalben auf einschlägigen Kundgebungen heißt. Deshalb liegt es nahe, den grünen Ministerpräsidenten als beweglichen Turner zu zeigen. So, wie ihn unser Zeichner Oliver Stenzel ins Bild gesetzt hat, das uns viel Freude bereitet hat. Und der geneigten Leserschaft hoffentlich auch.

Eine andere Farbe rücken Jürgen Bartle und Dieter Reicherter wieder ins Blickfeld. Sie kümmern sich noch einmal um den früheren Stuttgarter Polizeipräsidenten Siegfried Stumpf, der stets beteuert hat, am Schwarzen Donnerstag alles richtig gemacht zu haben, und plötzlich gesagt kriegt, dass dem nicht so sei. Wir könnten jetzt anmerken, dass Kontext das schon lange sagt, aber es gibt ja noch die Staatsanwaltschaft. In aller Bescheidenheit empfehlen wir auch ihr das kommende Kontext-Buch von Bartle/Reicherter zum Wasserwerferprozess.

Bunt ist's auch draußen im Land. Anna Hunger war zusammen mit Fotograf Benny Ulmer in Mannheim, genauer gesagt im Stadtteil Jungbusch. Dort lebe man nicht, heißt es, dort lande man. 100 Nationen sind hier versammelt, ein Brennglas für Migration. Man ist deutsch, italienisch, türkisch, marokkanisch, und die Bulgaren sind sogar busweise gekommen. Heute zieht es vor allem Studenten und Künstler in den Stadtteil, und siehe da, er ist drauf und dran, hip zu werden. Wie sich das anfühlt, davon erzählen die Menschen der Reporterin. Offen und ungeschminkt.

Eigentlich ein Traum. Leider einer, der immer seltener Wirklichkeit wird. Im journalistischen Alltag sind eher die Austern und Pfauen die Regel: möglichst wenig sagen, und wenn, dann nur zur Mehrung des eigenen Glanzes. Nicht nur, dass das öde ist, es dient auch der Wahrheitsfindung nicht. Susanne Stiefel kommentiert die Praxis des Nichtssagenden, die Winkelzüge jener, die glauben, Journalisten steuern und im gleichen Atemzug die Pressefreiheit preisen zu können. Das ist ihr einfach zu bunt geworden. Und das bleibt auch so.


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1 Kommentar verfügbar

  • Kornelia
    am 28.01.2015
    Antworten
    Herzlichen Glühwunsch!

    Wäre aber doch ein Grund gewesen die kritischen Runden einzuläuten, oder?
    Wie "embeddet' darf Journalist sein?
    Wie Kritik-fähig ist der 'andere kritisierende' Journalist?
    Wie partei-lich darf man sich geben?
    Wie geht Journalist mit den vielen 'Umarmungen' der Mächtigen…
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