KONTEXT:Wochenzeitung
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Ein Schuss Wahnsinn

Ein Schuss Wahnsinn
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Der Ort hat zum Thema gepasst: das Haus der Demokratie in Berlin und der Nonprofit-Journalismus. Hier kann man trefflich über den Auftrag der Medien diskutieren, über ihre Wächterfunktion und die Frage, was davon übrig geblieben ist. Und mit wem geht es besser als mit dem Netzwerk Recherche, dem Gastgeber, der seit Jahren investigativen Journalismus fördert? Denn: Wer mitreden und mitbestimmen will, braucht Informationen, denen zu trauen ist, keinen News-Lobbyismus (Ukraine/GDL), der nur wenig mehr als Propaganda ist. Dazu braucht es aber auch neue Modelle im Medienwesen. Nicht profitgetriebene eben.

Die Kontext:Wochenzeitung ist eines dieser unabhängigen Projekte, das sich der Meinungs- und Informationsfreiheit (Artikel 5 Grundgesetz) verschrieben hat. In unserem vierten Jahr gehören wir schon zu den Veteranen dieses Aufbruchs, Krautreporter und Correctiv sind zuletzt gefolgt. Kontext-Frau Susanne Stiefel war mit ihnen in Berlin, um mit Stiftern, Spendern und Politikern über ihre Erfahrungen zu sprechen, unter dem viel sagenden Titel "Spenden, Stifter, Stipendien – Notgroschen fürs Medienprekariat – oder die Zukunft der Recherche?" Ihr Fazit: "Man braucht einen Schuss Wahnsinn, noch funktioniert es nur mit Selbstausbeutung, aber es tut sich etwas." Bei Kontext tragen die LeserInnen den Löwenanteil, aber es müssen noch mehr sein.

Von der Verdi-Sekretärin aus Nordrhein-Westfalen bis hin zu den Journalisten des Online-Projekts "Das ist Rostock" waren sie am vergangenen Donerstag  nach Berlin gereist, weil sie vor allem eines interessierte: Wie wird Journalismus gemeinnützig und woher kommt das Geld? Von Stephanie Reuter, der Geschäftsführerin der Rudolf-Augstein-Stiftung, haben sie gelernt, nach welchen Kriterien sie journalistische Projekte unterstützt und warum viele deutsche Stiftungen die Taschen noch zuhalten. Von Jens Rehländer (Volkswagen-Stiftung) haben sie gehört, dass es nicht nur bei den Stiftungen, sondern auch bei den Bürgern ein Umdenken geben müsse. Er würde am liebsten alle Nutzer von gut recherchierten Online-Zeitungen zwingen, auch dafür zu zahlen. Dafür bekam Rehländer zwar Prügel aus der Runde, doch in einem hat der Stiftungssprecher recht: Auch BürgerInnen müssen sich fragen, was ihnen unabhängiger Qualitätsjournalismus wert ist.

Die Politik in Nordrhein-Westfalen denkt bereits weiter, wie Peter Widlok von der dortigen Landesanstalt für Medien betonte. Doch noch ist unklar, welche Projekte mit den 1,6 Millionen Euro unterstützt werden sollen, die die rot-grüne Landesregierung dafür von den Rundfunkgebühren abgezwackt hat.

Man darf also einen Hauch von Aufbruch verspüren, den die Initiative Nonprofit-Journalismus Deutschland jetzt verstärken will. "Viele Journalisten stellen sich den neuen Herausforderungen und entwickeln innovative Alternativmedien", heißt es in diesem Aufruf des Netzwerks Recherche. "Dieser Journalismus ist gemeinwohlorientiert, hat es aber schwer, als solcher anerkannt zu werden. Die <link https: netzwerkrecherche.org nonprofit initiative-nonprofit-journalismus-deutschland _blank>Initiative Nonprofit-Journalismus will das ändern." Der vollständige Aufruf kann hier gelesen und unterschrieben werden.

***

Augen und Ohren aufhalten, mit den Menschen sprechen – das tut auch Journalisten gut, und das hat Kontext-Autorin Stefanie Järkel auf ihre Art gemacht. Sie hat ihren Job bei der "Schwäbischen Zeitung" mit 33 Jahren aufgegeben, ist sechs Monate durch vier Kontinente und sieben Länder gereist und hat darüber jetzt ein Buch geschrieben. Es heißt "Einfach reisen – Über die Leichtigkeit, die Welt zu umrunden" und ist im Internet zu kaufen als Taschenbuch (14,99 Euro plus Versand) und E-Book (2,99 Euro). Die Weltreisende aus Böblingen verspricht Lesespaß für alle Reiselustigen.


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7 Kommentare verfügbar

  • Malvoisine
    am 13.11.2014
    Antworten
    @ Ulrich Frank

    Sicherlich erscheinen die Ukraine-Artikel auf Telepolis nicht in der Weise von SPON oder ZON reißerisch bis hetzerisch.

    Aber wenn man aufmerksam liest, merkt man auch hier, dass einem doch auch auf Telepolis einiges einfach untergejubelt werden soll.

    Ein Beispiel:

    "Die…
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