KONTEXT:Wochenzeitung
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Alles schwarz

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Es ist wie früher. Alles schwarz. Alle Wahlkreise im Land gehören der CDU, die wenigen roten Farbtupfer sind weg, von Grün keine Spur. In Stuttgart ist der Bundesvorsitzende Özdemir schon am Sonntagnachmittag nach Berlin abgeflitzt, um das Desaster nicht vor Ort erleben zu müssen. Sein Konkurrent Kaufmann (CDU) durfte sich derweil in die Arme seiner Freunde werfen und loben lassen für seinen unermüdlichen Einsatz. 14,5 Prozent mehr als der grüne Promi – wer hätte das gedacht?

Zugegeben: Auch wir von Kontext waren platt. Dass es mit dem Direktmandat für Özdemir nichts werden würde, hatten uns die Hamburger Wahlforscher von election.de vorausgesagt. Der Abstand zwischen ihm und Kaufmann war gewachsen, aber nur auf vier Prozent. Und die restlichen zehn Prozent? Alle von der FDP? Da sind wir auf die Erklärungen der Demoskopen gespannt – und mit den nächsten Prognosen vorsichtiger.

Entscheidend ist eben auf dem Platz. Hier wird genau darauf zu achten sein, welche Schlüsse die Sieger und Verlierer aus ihren Wahlergebnissen ziehen. Ob die früheren Werte der Grünen nur ein Zwischenhoch waren, jene der Schwarzen ein Betriebsunfall, jene der Roten ein Dauerzustand und jene der Gelben ein historischer Irrtum? In der kommenden Kontext-Ausgabe fangen wir schon mal damit an. 

Unser Leser Winfried P. aus Schriesheim hat gelesen, dass sich das Gehirn von Menschen, die sich in der Umgebung von Mächtigen aufhalten, strukturell verändert und sich dem Denken derselben anpasst. Messerscharf folgert er: Wenn sich Kanzlerin Merkel immer im Dunstkreis von Wirtschaftsbossen und Lobbyisten bewegt, nimmt sie deren Denke an und handelt danach.

Das klingt so logisch wie die Konsequenz, die Winfried P. daraus zieht: Die Republik braucht Politiker, die ihre Ideen mit Macht vertreten und damit die Wirtschaft beeinflussen. Nicht umgekehrt. Diese Ideen müssten getragen sein vom Willen zur nachhaltigen Gestaltung von Zukunft. Sie müssten sich auf soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte, Freiheit und alles Weitere konzentrieren, was eine humane Gesellschaft ausmacht. Darauf hin seien die Parteien und ihre Protagonisten zu überprüfen. Gehen wir's an.

Kontext-Vorstand Rauschenberger bleibt im Aufsichtsrat der taz

Mut hat auch Johannes Rauschenberger. Zum einen ist er im Kontext-Vorstand für die Finanzen zuständig, zum anderen Aufsichtsrat bei der taz, was auch kein Zuckerschlecken ist. Weil er's aber so gut macht, ist er bei der Versammlung der taz-Genossen am vergangenen Wochenende in Berlin wieder gewählt worden. Mit überwältigender Mehrheit. Der Stuttgarter Steuerberater ist eben nicht nur ein Zahlenmensch, sondern ein leidenschaftlicher Kämpfer gegen obigen "Dunstkreis". Eine kleine Kontext-Delegation hat ihm noch an Ort und Stelle gratuliert. Den Zuspruch wird er brauchen, weil die taz große Pläne hat. Sie will bauen und umziehen in die Friedrichstraße, ein Millionenprojekt für die nächsten 20 Jahre. Der anvisierte Auszug aus der Rudi-Dutschke-Straße hat besonders den Nachbarn von der "Bild"-Zeitung elektrisiert. "Was wird dann aus meinem Denkmal?", twitterte Bild-Chef Kai Diekmann. Seit November 2009 ziert die taz-Fassade ein Kunstwerk des Künstlers Peter Lenk, das stark an Diekmann erinnert, mit einem 16 Meter langen Penis. "Das hängt dort immer noch gut", sagt Lenk, der dem geplanten Umzug gelassen sieht.

Nebenbei sei noch bemerkt, dass die taz-Genossen Kontext schätzen. Nicht wenige ziehen aus der Wochenendausgabe als Erstes die "Stuttgarter Seiten" heraus. Mehr Platz in Print ist leider nur in Ausnahmefällen möglich, wie jetzt zur Bundestagswahl 2013. Deshalb ermuntern wir alle Leser noch einmal, mittwochs in die Online-Ausgabe zu schauen. Dort gibt's noch mehr Stoff, und außerdem steht hier jede Woche ein Film zum Text: zu Grohmanns Wettern der Woche.

Wieder ein Preis für Kontext: diesmal für Fotograf Grodotzki

Gefreut hat uns auch eine weitere Ehrung nach dem Willi-Bleicher-Preis. Chris Grodotzki, Kontext-Fotograf der ersten Stunde und 24 Jahre alt, hat den ersten Preis des "dpa news talent 2013" gewonnen. Der Stuttgarter, der inzwischen an der Hochschule für Fotografie in Hannover studiert, hat die Jury mit seiner Multimedia-Reportage über illegale Migranten im französischen Calais überzeugt. Wir haben seine Arbeit im vergangenen Jahr auf unserer Schaubühne veröffentlicht: <link http: www.kontextwochenzeitung.de ueberm-kesselrand hinter-der-glaenzenden-eu-fassade-1066.html _self _blank>Hinter der glänzenden EU-Fassade. "Chris Grodotzki ist seinen Protagonisten, den gestrandeten Flüchtlingen in Calais, auf beeindruckende Weise nahegekommen. Und er versteht es, seine Geschichte auf angemessene, zurückhaltende Weise multimedial zu erzählen", begründet Jurymitglied Jochen Wegner, Chefredakteur von "Zeit online", die Entscheidung. Der Fotograf kann jetzt ein mehrwöchiges Praktikum in einem dpa-Auslandsbüro seiner Wahl absolvieren. Wo genau es hingeht, weiß er nicht: "Dort hin, wo's halt grad rundgeht."

Spiegel online kürt uns zum "Eliteprodukt"

Seit vergangenem Samstag dürfen wir Kontext:Wochenzeitung als "Eliteprodukt" bezeichnen. So etikettiert uns <link http: www.spiegel.de kultur gesellschaft zeitungsdebatte-lokalprojekte-in-deutschland-a-920744.html _blank>spiegel.online in einem Beitrag zur Zeitungsdebatte unter der Frage: Wie sieht guter Lokaljournalismus der Zukunft aus? Mit dem Kontext-Slogan "Wir gehen altmodisch in die Zukunft" werden unsere "bewusst langen, ausgeruhten" Hintergrundberichte und das spendenfinanzierte Modell hervorgehoben. Das geht noch besser, wenn wir noch mehr Menschen als Soli-AbonnentInnen und SpenderInnen gewinnen. Wie Leser Winfried P. ("Das Land braucht Journalismus wie den euren"), der <link _top>zu seinem Abo gleich noch einen Halbjahresbeitrag gespendet hat.

Erinnerung an Mössingen 1933: Karten für die Busfahrt noch zu haben

Nur wenige wissen, dass sich das kleine Mössingen 1933 mit einem Generalstreik gegen Hitlers Machtübernahme gewehrt hat. Wir haben in mehreren Artikeln darüber berichtet und auch darüber, wie <link http: www.kontextwochenzeitung.de ueberm-kesselrand vergessener-widerstand-337.html _blank>schwierig die Erinnerung an diesen Widerstand heute noch ist. Nun können sich Kontext-Leser auf die Spuren dieses historischen Streiks begeben. Die Agentur für Kunstvermittlung reist nach Mössingen, um sich vor Ort kundig zu machen. Einführen in die Thematik wird Hermann G. Abmayr. Höhepunkt des Besuchs wird das Lindenhof-Theaterstück "Ein Dorf im Widerstand" in der historischen Pausa-Bogenhalle sein. Die Busfahrt beginnt am 21. September um 14 Uhr an der Haltebucht Staatsgalerie Stuttgart. Fahrt, Eintritt und Theaterkarte kosten 78 Euro, Selbstreiser zahlen 50 Euro. Anmeldung unter <link>info@kunstvermittlung-gmbh.de. Es sind nur noch zehn Plätze frei!


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1 Kommentar verfügbar

  • Kornelia
    am 25.09.2013
    Antworten
    tja da hat Kretschmann aber schnell die Anpassung geschafft.... wahrscheinlich als er mit Mappus zum Papst fuhr?
    Schnell beim Herenknecht vorbei, während seine Wähler gegen die Bohrmaschine angehen
    und jetzt
    am 30.09 auf das Volksfescht...... während seine EX-Wähler immer noch fassungslos und…
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