KONTEXT:Wochenzeitung
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Schweißtreibend

Schweißtreibend
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Was haben ein Marathonlauf und investigativer Journalismus gemeinsam? Bei beidem braucht es einen langen Atem, um ins Ziel zu kommen. Im übertragenen Sinn natürlich. Sportler wie Journalist benötigen viel Kondition, körperlich wie mental, und einen unbedingten Durchhaltewillen, um nicht auf der Strecke zu bleiben. Die Kontext:Wochenzeitung ist zwar kein Sportverein. Aber ihre Autoren sind auf ihre Art äußerst ambitionierte Ausdauersportler. Nicht der schnelle Bericht ist ihre Spielwiese, sondern die tief gehende Recherche für hintergründige Berichterstattung. Das jüngste Ergebnisbeispiel liest sich in dieser Ausgabe in "Vetternwirtschaft über den Wolken". Monatelanges Sichten im Netz, Tausende Kilometer Reisen quer durch die Republik, Hunderte Mails und Telefonate an und mit Dutzenden Ansprech- und Gesprächspartnern gingen dem Bericht über Wirtschaftsbosse voraus, die auf Einladung der Kanzlerin und ihres Wirtschaftsministers zum Schnäppchenpreis mit dem Regierungsflieger auf Geschäftsreise gehen.

Es ist eine Fortsetzungsgeschichte, wer unter welchen Bedingungen eigentlich mit den VIP-Jets der Bundesluftwaffe fliegen darf. Denn bereits Anfang Juni, in Ausgabe 114, berichtete Kontext über die Flugbereitschaft im politisch-parlamentarischen Bereich. In <link http: www.kontextwochenzeitung.de macht-markt air-merkel-474.html _blank>"Air Merkel" erfuhr der geneigte Leser, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel auf Kosten des Steuerzahlers nicht nur zu Staatsbesuchen, sondern auch zu Partei- und Wahlveranstaltungen fliegt. Letzteres erfüllt eigentlich den Straftatbestand der illegale Parteienfinanzierung. Die Fortsetzungsgeschichte ergab sich zwangsläufig aus den überwiegend geheimen Unterlagen wie etwa den Nutzungsrichtlinien der Flugbereitschaft, in die Kontext damals Einblick nehmen konnte.

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er viel erzählen. Dieses Sprichwort gilt auch für die Kanzlerin und ihre Minister, wenn sie medienwirksam zu Gipfeltreffen und Staatsbesuchen unterwegs sind. Zugeknöpfter geben sich die gleichen Personen und ihre Pressesprecher, wenn es um Reisekosten und Reisebegleiter geht. Da werden Anfragen zunächst vielsagend nichtssagend beantwortet, auf andere Stellen verwiesen oder unter Verweis auf Geheimhaltung erst gar nicht beantwortet. Als Meister von Tarnung und Täuschung erwies sich das Bundesverteidigungsministerium. Es verweigerte nicht nur offizielle Stellungnahmen, sondern auch den Fototermin auf dem Kölner Heimatflughafen der Regierungsflotte. Erst Abrechnungsdetails, die sich nicht dementieren lassen, machten die Pressestellen im Bundeskanzleramt und Wirtschaftsministerium mitteilungsfreudiger. So kam es zum aktuellen Kontext-Aufmacher <link http: www.kontextwochenzeitung.de macht-markt vetternwirtschaft-ueber-den-wolken-1657.html _blank>"Vetternwirtschaft über den Wolken".

Erstmals in der noch jungen Kontext-Geschichte arbeitete die Redaktion auch mit Kollegen vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen zusammen. Das Ergebnis ist eine "crossmediale" Berichterstattung im Internet auf www.kontextwochenzeitung.de, gedruckt in der Samstagsbeilage der tageszeitung und als Beitrag im ARD-Wirtschaftsmagazin "Plusminus" des Saarländischen Rundfunks, zu sehen am 7. August 2013 ab 21.45 Uhr.

Es war ein schweißtreibender Marathonlauf für alle Beteiligten.


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1 Kommentar verfügbar

  • Kornelia
    am 09.08.2013
    Antworten
    danke

    natürlich sind gute Recherchen anstrengend und nicht gerade billig..... nur... sollen wir dauern mit Schein-Journalismus vollgesülzt werden....
    ich habe lieber Artikel, die mich im Gehirn und im Herzen berühren und die Veränderungen, nachdenken und handeln bewirken!
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