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Beten, treten

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Die Debatte um Wulff-Chauffeur, Büro und Frauen ist popelig! 199000 Euro - wie klein- kariert! Also sammeln, um das Maß voll zu machen. Der Rest geht an Kontext

120 000 Kilometer läuft ein Mensch in seinem Leben, der eine schneller, der andere langsamer. In ärmeren Gegenden des Erdballs läuft man ganz klar deutlich weniger Kilometer, aber schneller, weil man früher stirbt. Das Sitzen ist hier überhaupt noch nicht berücksichtigt.

Viele sitzen ja lebenslänglich, andere stehen nur dumm rum, wie Putin oder Ahmadinedschad nach den letzten freien Wahlen. Gerhard Schröder hat Putin umgehend zu seiner Wiederwahl gratuliert, Ahmadinedschad nicht, nehme ich an, ich kenn doch den Schröder noch als radikalen Juso. Also, 62,5 Prozent für Putin! 10 bis 20 Prozent hin oder her, da mach ich jetzt nicht noch eine Extrarecherche. Immerhin sind das deutlich weniger für einen, der zu Zeiten der DDR in Dresden als Chef des KGB fürs Hundertfünfzigprozentige sorgte.

Apropos Dresden. Neulich fragte der Mitteldeutsche Rundfunk (der in der DDR), was denn die Menschen dort von Joachim Gauck hielten – ob er denn wirklich der Richtige sei. Ein legitimes Anliegen! Anfangs sah es gut aus für Gauck, aber dann kippte die Stimmung, und das mitteldeutsche Voting wurde geschlossen. Vielleicht hat "er" ja angerufen? Quatsch. Viel eher war es dieses deutsche Vorauseilende, was man drüben schon zu Soffjets-Zeiten kannte, vergleichbar mit Treueeid und Ehrensold.

Was den angeht, findet ich die Debatte um Chauffeur, Büro und Frauen wirklich popelig! 199 000 Euro – wie kleinkariert! Ich rufe hiermit zu einer Sammlung auf, um das Maß vollzumachen. 1000. Der Rest geht an <link _blank internal-link>Kontext.

Herrschaftsglauben, Obrigkeitsdenken, wenn überhaupt! Oben beten, unten treten. Der Orthodoxe als solcher wird dann lästig, wenn er von heut auf morgen orthodoxer als die Orthodoxen wird. Das nagt an der Seele, am Geiste, und von dahin bis zum Renegaten ist es nur ein kleiner, aber verlockender Schritt. Peter Grohmann. Foto: Martin StorzNachdem der sogenannte Kommunismus mausetot war, stahlen die alten Machthaber und Nachbetbrüder bekanntlich das Volksvermögen und ließen sich's endlich besser gehen als vorher, wo es ihnen nur gut ging. Allerdings wurde der eine Teil von ihnen erwischt und sitzt jetzt im Knast.

Und der andere Teil? Der sitzt jetzt in der Regierung und rechnet ab oder nach, ob's Kässle stimmt. Natürlich gibt es nach wie vor die anderen, die mit den kleinen Schritten, die sich die Hacken ablaufen und nie auf einen grünen Zweig kommen. Die schaffen's allenfalls bis Lampedusa, aber nur, wenn sie übers Wasser laufen können.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Gründer des Bürgerprojekts Die AnStifter.


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