
David Gerstmeier und Tobias Miltenberger, Inhaber der Imkerei Summtgart und Gründer des freien Instituts "proBiene", das das Volksbegehren koordiniert. Screenshot: www.summtgart.de, Link
Sie berufen sich auf das Braunschweiger Thünen-Institut, das die Bundesregierung berät und empfiehlt, auf Giftspritze und Kunstdünger weitgehend zu verzichten. "Wir wollen mehr Öko wagen, nicht irgendwann, sondern bald", sagen sie. Die Landesregierung solle Öko-Landwirtschaft so fördern, dass bis 2025 ein Viertel und bis 2035 die Hälfte aller landwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtschaftet werden. Bisher sind es 14 Prozent, der Anteil der Öko-Höfe liegt bei rund elf Prozent. Der Südwesten gilt damit als Spitzenreiter, wie Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) zuletzt stolz verkündete.
Nichts gefährdet Biene & Co. mehr als Pestizide, sagen die Bio-Imker. Sie vergifteten Beikräuter und "Schädlinge" – und so die Nahrungsgrundlage für viele Tiere. Außerdem begünstigten Ackergifte artenfeindliche Formen der Landwirtschaft, etwa Monokulturen. Deswegen gebe es nur eine Lösung: "Weniger Pestizide braucht das Land. Die Landesregierung soll bis Anfang 2022 einen Plan vorlegen, wie der Anteil der mit Pestiziden belasteten Flächen im Land bis 2025 um die Hälfte reduziert werden kann", fordert das Volksbegehren.
"Wo Naturschutz draufsteht, soll auch Naturschutz drin sein", beklagen die Initiatoren, dass hierzulande auch auf besonders geschützten Flächen große Mengen an Pestiziden ausgebracht werden. Damit soll das Volksbegehren Schluss machen: "Das Pestizidverbot betrifft ausschließlich Schutzgebiete, die dem Schutz der Artenvielfalt dienen. Und selbst dort gibt es in unserem Gesetzentwurf klar geregelte Möglichkeiten für generelle Ausnahmen."
Streuobstwiesen verschwinden. Kommen Giftverbot und Öko-Pflicht?
In keinem anderen Bundesland stehen so viele alte Obstbäume wie in Baden-Württemberg. Für diese einmalige Kulturlandschaft trage das Land eine besondere Verantwortung. Streuobstwiesen sind von besonderer Bedeutung als Lebensraum für geschützte Arten. "Das Volksbegehren fordert einen wirklichen Schutz vor Abholzung. Die übliche Pflege und Nutzung wird davon nicht beeinträchtigt", betonen die Initiatoren.
Die jüngsten Streuobst-Daten stammen aus dem Jahr 2005, damals gab es 9,3 Millionen Bäume im Land. Im Vergleich zur Schätzung im Jahr 1990 hat der Bestand damit um 2,1 Millionen Bäume abgenommen. 1965 wurden noch rund 18 Millionen Streuobstbäume gezählt (damals mit Beständen innerhalb von Siedlungsbereichen). Angesichts des ungebremsten Flächenverbrauchs dürften bis heute Hundertausende weiterer Bäume verschwunden sein.
5 Kommentare verfügbar
Jens Mack
am 11.10.2019Was genau die bayern anders gemacht haben, dass ihr Volksbegehren so glatt durchging, und was die Wissenschaftler von der Uni Hohenheim "schlecht gemacht" finden, hätte mich in dem Bericht aber dann doch auch interessiert. Und von wem die Uni Hohenheim ihre Drittmittel bekommt. Würde mich nicht wundern, wenn auch von Baysanto und Co.
Franz Kogerl
am 15.10.2019Ruby Tuesday
am 09.10.2019250.000 Tonnen Äpfel und Birnen verlangen zur Freude von Bayer und Monsanto nach großen Pestizidmengen. Auch die benötigte Wassermenge ist exorbitant hoch, in der inzwischen weitgehend „naturfreien Landschaft“ zwischen Bundesstraße und Seeufer. Es bliebe, gäbe es nicht ein Gläschen Hochprozentigen am Ende einer Fahrt mit dem Apfelbähnle während der Apfelwochen, oft ein flaues Gefühl im Bauch. Es ist gibt zu viel Monokultur wie auch stupide Agrarindustrieflächen in Seenähe, zunehmend auch im Hinterland.
Wo früher Schafe bunte Streuobstwiesen pflegten, mähen heute Traktoren um die Futterreserven für den Milchviehbestand sicherzustellen und die meisten Wanderwege ähneln engen Trampelpfaden entlang der Maisfelder, an deren Wegrändern keine Blühstreifen das Auge erfreuen. Dreiviertel der Schwalbennester bleiben leer und Störche, oft Vorzeigetiere der Region benötigen Zufütterung. Es geht folglich nicht nur um Bienen.
Im Oktober 2018 öffnete ein Stockacher Obstbauer seine Plantage für Selbstpflücker und 30 Tonnen Äpfel wanderten kostenlos in Körbe und Kofferräume. Seine Frau erklärte nebenher: „Der Preis von 8 Euro inklusive Umsatzsteuer, entspricht 1 Cent pro Apfel, das lohnt den Mindestlohn für den Einsatz von Erntehelfern nicht.“ Die Frage bleibt, wie der finanzielle Aufwand für Spritzmittel, bei so geringen Gewinnmargen begründet werden kann.
Schon 2013/2014 erhielt Deutschland EU-Fördermittel in Höhe von 12 Millionen Euro für ein Schulobstprogramm. Ein Lebensmittelkonzern verschenkte in 4.000 deutschen Filialen unter dem Motto „Frisch und Gesund“ eine Woche lang Äpfel. Ein kombiniertes EU-Programm garantierte in den Schuljahren 2018/19 Zuschüsse in Höhe 25,9 Millionen Euro (Schulobst), 10,3 Millionen Euro für ein Schulmilchprogramm, mit denen 6 – 10 Jährige SchülerInnen versorgt werden sollten. Man weiß seit Jahren nicht wohin mit der Überproduktion.
Die Landwirte werden in immer größerem Umfang von EU-Almosen abhängig. Es wäre Zeit daran zu denken, sie jenen ArbeitnehmerInnen gleichzustellen, die gemeinhin als Aufstocker bezeichnet werden oder gleich ein bedingungsloses Grundeinkommen für Alle einzuführen. Vielleicht gäbe das notwendige Anreize die bisherige Agrarwüste in eine reizvolle, touristisch attaktive Naturlandschaft zu überführen
Wolfgang Helbig
am 09.10.2019(Pressemitteilung der Uni Hohenheim vom 2.10.19)
Der Tierökologe Johannes Steidle unterstützt übrigens „politisch“ das Artenschutzabkommen, wie in der STNZ letzte Woche zu lesen war. Er mag ja auch recht haben, wenn er fehlende Grünstreifen und zu häufiges Mähen als Ursache angibt. Aber selbst wenn, darf er doch nicht der Artenschutzkampagne in den Rücken fallen! Neben der Pestizidreduktion haben wir ja noch 50 % Ökolandwirtschaft im Gesetzentwurf. Es ist also ganz und gar nicht so, wie Steidle in der PM behauptet, der Entwurf sei „zu sehr auf Pestizide verengt.“ Ökolandwirtschaft ist mehr als Pestizide! Steidles zweiter Punkt, der sogenannte Pestizidverbot in Naturschutzgebieten, wird auf’s Schönste von Gerstmeier im Fernsehbeitrag „Artenschutz kontra Landwirtschaft, Minute 10.00 in der Sendung „Zur Sache Baden-Württemberg“ vom 19.09. zerlegt.
Auch Sabine Zikell bekämpft das nicht existierende Pestizidverbot. Im zweiten Punkt hat sie allerdings recht: Auch ökologische Landwirtschaft ist ökonomische Landwirtschaft und die Existenzsorgen der Biowinzer am Kaiserstuhl sind genauso berechtigt wie die der Daimlerarbeiter im Motorenwerk Untertürkheim. Und da ist tatsächlich die Solidarität der gesamten Gesellschaft gefordert, aber bitte so, daß auch Normalverdiener sich was zu essen kaufen können.
Ralf Vögele sagt nichts Wesentliches zum Thema.
Und Peter Rosenkranz als Bienenkundler hat Sorge, daß der Interessenkonflikt zwischen konventioneller Landwirtschaft und Imkern neu aufbricht. Was soll man dazu sagen?
Rikki
am 09.10.2019M.E. sind auch viele Kleinbetriebe kaputt gemacht worden, durch die versnobten urban/städtischen Öko-gated-communities!
Hätte es eine Solidarität mit den Kleinbauern, mit dem ländlichen Raum gegeben.... hätten Kleinbauern evtl auch den Umschwung geschafft, bzw überlebt!
Der Umweltschutzbewegung konnten viele Kleinbauern viel abgewinnen, da sie eh aus eigenem Interesse so wirtschafteten, den arroganten Städtern -den Körnerfressern- , den Ökos, die Bauern verachteten, aber Ökoprodukte im Biomarkt kauften, mit denen konnten sie nix anfangen!
(Oft benahmen sie sich wie Touris, die an Ort X jetten, dort aber original deutsche Küche und deutsche Sprache wollen!)
Mein Reden seit Jahrzehnten: Grundbedürfnishersteller -und Pfleger sollten mit einem Grundgehalt versorgt werden.... Was (und falls) sie darüber hinaus -nachhaltig- anbauen, erwirtschaften geht seinen wirtschafts-berechnungsgang!
(Warum Manager für was auch immer Grundgehalt bekommen, nur weil sie zur Arbeit fahren und dann -ob erfolgreich oder nicht- auch noch Boni ist eine Schweinerei! Und warum deren Einnahmen sich so eklatant vom Rest unterscheiden auch!
https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.spitzengehaelter-bei-der-stadt-stuttgart-das-sind-die-gehaelter-der-chefs-von-lbbw-ssb-flughafen-und-co.66f151a2-c821-4370-9f7f-493fa69f2cfe.html)