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Frauen sind nicht wirklich gleichberechtigt, behaupten die Orthodoxen in Israel und nehmen den Weibern den Platz im Bus weg. Nur manchmal spucken sie die Frauen zusätzlich auch an, um ihrem gerechten Zorn Luft zu machen, und eher selten schlägern sie auch.

Frauen sind nicht wirklich gleichberechtigt, behaupten die Orthodoxen in Israel und nehmen den Weibern den Platz im Bus weg. Nur manchmal spucken sie die Frauen zusätzlich auch an, um ihrem gerechten Zorn Luft zu machen, und eher selten schlägern sie auch.

Ich bin weit davon entfernt, nun die Orthodoxen in Israel deshalb zu kritisieren, erstens, weil mir das dann trotz meiner eigenen Mischpoke als antisemitisch ausgelegt werden könnte, und zweitens, weil sich der Israeli schon selber wehrt, es sei denn, er ist Palästinenser, dann hat er natürlich schlechte Karten. Bei uns im Lande gab's sofort ein Riesen-Hallo, einerseits, weil sich der wirkliche Antisemit freut, wenn man dem Israeli was auf die Mütze geben kann, andererseits, weil wir Deutschen von Natur aus auf der Seite der Schwachen stehen – und seien es israelische Frauen, die von den Orthodoxen gepiesackt werden.

Unsere Orthodoxen, also die im eignen Lande, denken allerdings nicht im Traum daran, den Frauen Platz zu machen – etwa bei den Löhnen. Klar, das weiß ich auch: Geschlechtsspezifisch verwendete Entgeltfindungssysteme, wie das der Gesetzgeber klug nennt, etwa die Anwendung von Leichtlohngruppen vorwiegend für Frauen, sind heute wegen Verstoßes gegen Diskriminierungsverbote rechtlich nicht mehr durchsetzbar. Was den Orthodoxen ärgert, aber ein Blick auf die Realität beruhigt ihn sofort: Vollzeitbeschäftige Frauen verdienen z. B. bei Banken und Versicherungen bis zu 30 Prozent weniger als wir Männer. Und vom Platz in den Chefetagen ganz zu schweigen. Doch was für ein großes Hallo bei der Forderung nach einer Frauenquote.

Angela Merkel, Kanzlerin und selbst Frau, musste ihr Veto einlegen, sonst wär's alles zu spät gewesen. Würden Sie denn gern eine Frau ...? Na, wusst ich's doch!

Peter Grohmann. Foto:Martin StorzWas das große Hallo angeht: letzte Woche kam's ganz dicke! Der orthodoxe Ägypter hat es doch tatsächlich gewagt, unsere deutschen Büroräume in Kairo zu durchsuchen. Lächerliche Vorwürfe von Staatsanwalt und Polizei dort – als ob es die Konrad-Adenauer-Stiftung nötig hätte, irgendwas illegal zu machen. Die deutsche Presse stand kopf. Gerade angesichts unserer alten Beziehungen zu Ägypten (ich sage nur: Generalfeldmarschall Rommel) heißt es: Augen auf, wo es um Rechtsverletzungen geht, und seien es Menschenrechte. Das muss ein Tabu sein, auch im neuen Jahr, das ich Ihnen wünsche. Meine Omi Glimbzsch aus Zittau war Näherin im VEB Rotes Vogtland und forderte schon zu DDR-Zeiten Leichtlohngruppen auch für Männer – sie hat verloren, auf der ganzen Parteilinie.

Peter Grohmann ist Kabarettist und Gründer des Vereins Die Anstifter.

 


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2 Kommentare verfügbar

  • imagine
    am 08.01.2012
    Antworten
    Wir müssen gar nict alte Beziehungen (Rommel) bemühen. Es gibt genug aktuelle Bespiele.
    Z.B. Panzerexporte dr Bundesregierung, oder eine ganze Waffenfabrik von Heckler & Koch. Ziemlich beste Freunde, unterm Strich.
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