Thomas Strobl ist Christ und hat als solcher im Netz jede Menge Spuren hinterlassen. Er hat in einer Heilbronner Kirche gepredigt, er bittet überregionale Journalisten beim Heilbronn-Besuch schon mal in die Kirche seiner Gemeinde, es kursieren Videos von Reden und Talkshow-Auftritten, in denen er das "C" im Namen seiner Partei beschwört und erläutert oder gar zur Leitschnur seiner Politik erklärt.
Viele warme Worte, die einem Praxistest nicht standhalten. Denn Strobl will bekanntlich auch alte und kranke Menschen abschieben, Familien mit Schulkindern und sogar vor Ort integrierte Väter in Lohn und Brot, wenn sie keine Bleibeperspektive haben. Derzeit vor allem nach Afghanistan, in ein Land, in dem nach der jüngsten Einschätzung des UNHCR das "gesamte Staatsgebiet von einem innerstaatlichen bewaffneten Konflikt betroffen ist", in dem sich die Sicherheitslage seit April 2016 "insgesamt nochmals deutlich verschlechtert" hat und eine Unterscheidung von "sicheren" und "unsicheren" Gebieten "nicht möglich" ist. Von den zahllosen Berichten über die Repressalien, denen Mädchen und Frauen ausgesetzt sind, ganz zu schweigen.
Am Dienstag, 17. 1., stellte sich der Innenminister den Medien in Stuttgart, beschrieb so wolkig wie langatmig die Notwendigkeit von Abschiebung. Keine einzige der vielen Fragen fand eine konkrete Antwort. Würde es allein nach ihm gehen, müssten 2017 rund eine halbe Millionen Menschen Deutschland verlassen. Dennoch beschwor er die Einigkeit in der Koalition. Ministerpräsident Winfried Kretschmann saß daneben und verzog keine Miene. Noch ein Christ, der seiner Partei in Fragen der Inneren Sicherheit und der Asylpolitik gerade reichlich viel zumutet und dafür sorgt, dass viele Flüchtlingsbetreuer vor Ort, ob Grüne oder nicht, die Welt nicht mehr verstehen.
Kretschmann könnte die Verzweiflung nehmen
Dabei geht es gar nicht allein um konkrete Abschiebepraxis, darum dass, wie Kretschmann sagt, vor allem Straftäter und allein reisende Männer zur Ausreise gezwungen werden sollen. Es geht vor allem um die Verzweiflung, die in Familien getragen wird, die sich zur freiwilligen Ausreise genötigt sehen, aus Angst vor einer Abschiebung und dem damit verbundenen Wiedereinreiseverbot. "Sprich nur ein Wort, dann wird Deine Seele gesund", heißt es bei Matthäus.
11 Kommentare verfügbar
andromeda
am 21.01.2017"Wer will freiwillig in einem Land leben das zertrümmert wird und wo verbrecherische Halsabschneider ihr Handwerk ausüben ?"
"Umgangssprachlich : Krieg" (Hrsg. Mario Tal)
Ahmed Rashid : "Decent in to Chaos"
Wer hat die verbrecherischen Halsabschneider…