Sie haben nicht aufgegeben. Sie sind hartnäckig. Trotz Frust und immer wiederkehrenden Enttäuschungen aus vielen Richtungen. Aber – das ist geradezu zu spüren – jetzt kreist die Frage in einigen Köpfen herum: Warum dankt die uns, und warum gratuliert sie? Wo doch sicher viele von Ihnen häufig genug daran gezweifelt haben oder auch heute die Frage wälzen, ob Demos überhaupt etwas bringen und ob die heutige 333. oder ob vielleicht die 350. Demo dazu beitragen können, dieses tolle Vorhaben zu verhindern? Diese Frage schlüssig beantworten kann ich genauso wenig wie Sie.
Aber, ich weiß, dass ohne Ihr Aktionsbündnis, ohne die Parkschützer und ohne die Demos, also ohne Ihre Hartnäckigkeit – Frust und Problemen zum Trotz – bis heute vieles nicht erreicht worden wäre und nur dadurch möglich gewesen ist: Das betrifft zum einen das schändliche und politisierte Vorgehen von Teilen der Polizei an jenem elenden Schwarzen Donnerstag vor sechs Jahren und das leider auch kritikwürdige Vorgehen von Staatsanwälten und Richtern bis heute. Ohne Sie und Ihre Unterstützung wäre noch weniger aufgearbeitet, wären noch weniger Verletzungen gesühnt worden, als das heute der Fall ist. Ich weiß, da ist noch viel zu tun, und ich danke auch den vielen Kolleginnen und Kollegen aus Anwaltschaft und Justiz an Ihrer Seite, die dabei helfen.
Da ist aber noch mehr: Ohne Sie, ohne Ihre Aktivitäten und Demonstrationen, wären die Mängel bei der Konzeption, der Planung und bei der Durchführung von S 21 noch weniger transparent, als sie es bis heute sind. Sie würden auch mit viel mehr Erfolg heruntergeredet, als das bis heute immer noch geschieht.
Kostensteigerungen in der Warteschleife von taktischen Manövern
Und: Ohne Ihre Hartnäckigkeit würden auch die immensen Kostensteigerungen, die heute längst die Spatzen von den Dächern pfeifen, weiter in der bekannten unendlichen Warteschleife von taktischen Manövern geleugnet werden können. Jedenfalls von denen, die es genau wissen. Dank Ihrer Hartnäckigkeit gibt es heute Berichte und Fernsehbeiträge – wie den jüngst am 20. 7. 2016 gesendeten "Plusminus"-Beitrag, den Sie alle noch im Internet anschauen können. Danach liegen die realistischen Schätzungen der Gesamtkosten von S 21 derzeit bei zehn Milliarden Euro.
Keine Peanuts, wenn wir daran erinnern, dass unsere sparsamen Mitbürgerinnen und Mitbürger in Baden-Württemberg, die dem Vorhaben in der Volksabstimmung ihre Zustimmung gegeben haben, damals von 2,6, bestenfalls von 4,5 Milliarden ausgehen konnten.
Übrigens erklären Journalisten und Experten – auch das ist belegt und nachprüfbar –, dass ihnen Abgeordnete der CDU und sogar Experten der Bahn bestätigt hätten, die realistische Größenordnung von zehn Milliarden sei ihnen schon 2011 bekannt gewesen. Auch der zuständige Bundesrechnungshof spricht neben unabhängigen Verkehrsplanern von dieser Größenordnung.
Ich finde es empörend, dass damals, als es um die Volksabstimmung ging, von den Pro-S-21-Interessenvertretern diese Schätzungen als Fantasien von Spinnern oder Fortschrittsfeinden verteufelt und ins Reich der Fantasie verwiesen wurden. Das hat mit Sicherheit viele Gutgläubige damals beeindruckt.
Mich ärgert zusätzlich, dass diese Kostensteigerung, dieser Schwabenstreich S 21, den Skandal um den Berliner Flughafen und den um die Hamburger Elbphilharmonie um Längen schlägt. Und beide wurden doch auch in unseren Medien hier in Baden-Württemberg mit Recht gründlich verspottet. Dabei sind wir Schwaben doch so stolz darauf, dass wir alles können, außer Hochdeutsch.
6 Kommentare verfügbar
Zaininger
am 14.08.2016auf welchem Planeten leben Sie?
"Herr Geißler hat sicherlich noch Gewicht in seiner Stimme und könnte die Frau Bundeskanzlerin und ihre Unterstützer für S21 zur klaren Vernunft umstimmen!"
Die Stimme von Spät-"Herhellten" aus CDU und SPD hat noch nie Gewicht gehabt im…