KONTEXT:Wochenzeitung
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Tiefergelegt, aber nicht höher angesehen

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"Mehrheit gegen Stuttgart 21". Mit diesem Umfrage-Ergebnis überraschte Kontext Ende Februar die Bahnspitze und Projektbefürworter von CDU, SPD und FDP. Von der Bildzeitung bis zur taz berichteten die Medien über die kleine Sensation. Denn erstmals seit gut zwei Jahren kippte die Stimmung wieder.

Über zwei Jahre lang waren die Umfrageergebnisse für die S-21-Gegner nach der Jahre langen überwältigenden Ablehnung bis Herbst 2010 eher ungünstig. Doch nachdem Ende 2012 die extreme Kostenexplosion bekannt geworden war, änderten viele Baden-Württemberger ihre Meinung. 54 Prozent, so das Ergebnis der von Kontext in Auftrag gegebenen TNS-Emnid-Umfrage, lehnen das Milliarden-Projekt im Februar 2013 ab. Nur noch 39 Prozent wollen den Bahnhof und seine Zubringergleise unter die Erde verlegen, meldeten wir in der 100. Ausgabe von Kontext.

Der SWR und die Stuttgarter Zeitung stornieren daraufhin ihre eigene Umfrage. Nur die Stadt Stuttgart hat seither die Meinung ihrer Bürger zu S21 (und anderen Projekten) abgefragt. Ergebnis: Der Tunnelbahnhof hat nur noch 46 von hundert möglichen Punkten auf dem Kommunalbarometer. Der zweitniedrigste Wert seit 1995. Kein Großprojekt ist so unbeliebt. Während sich bei der Volksabstimmung 2011 noch 53 Prozent der Stuttgarter gegen einen Ausstieg des Landes aus der Mitfinanzierung von S21 ausgesprochen hatten, sind es 2013 nur noch 39 Prozent. Eine klare Bestätigung der Kontext-Umfrage.

Trotz Umfragetief und trotz Kostenexplosion hat der DB-Aufsichtsrat im März grünes Licht für den Weiterbau von S21 gegeben. Auf Geheiß von Angela Merkel. Die Kanzlerin hatte das Projekt spätestens 2010 zu dem ihren gemacht. Schon bei der Haushaltsdebatte im Jahr 2010 hat Merkel das Großprojekt zum Symbol für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands gemacht. Kurz danach erklärte sie bei einer Veranstaltung des Bundesverbands der Industrie (BDI) in Berlin, warum ihr eine Niederlage der Bürgerbewegung gegen S21 so wichtig ist. Wenn sie in Europa einräumen müsse, so Merkel damals, dass Deutschland aufgrund von Protesten seine Zusagen nicht mehr einhalten könne, dann käme "morgen mein griechischer Kollege und sagt: Weil bei uns so viel protestiert wurde, kann ich die Stabilitätszusagen nicht mehr einhalten". Das war noch vor der großen Griechenland-Krise.

Angela Merkel geht es also vor allem ums Prinzip. Und das heißt: Der Protest der Bürger darf sich nicht durchsetzen, denn das könnte ja Schule machen. Dann doch lieber einen Milliarden schweren Schutzschirm ausspannen für ein Projekt, das sicher noch weitere Kostenexplosionen erleben wird.

Ausgabe 100, 27.2.2013

Mehrheit gegen Stuttgart 21

Die Stimmung in Baden-Württemberg kippt. 54 Prozent der Wahlberechtigten lehnen das Bahn- und Immobilienprojekt Stuttgart 21 inzwischen ab. Nur noch 39 Prozent befürworten es. So lautet das Ergebnis einer aktuellen TNS-Emnid-Umfrage, die die Kontext:Wochenzeitung und die taz in Auftrag gegeben haben. Bei der Volksabstimmung im November 2011 stimmten dagegen 59 Prozent für den unterirdischen Durchgangsbahnhof und 41 dagegen. Damit hat sich das Verhältnis innerhalb von gut einem Jahr ins Gegenteil verkehrt.

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25 Kommentare verfügbar

  • Fred Heine
    am 12.01.2014
    Antworten
    doctorwho, 11.01.2014 13:33

    Erstens können Sie die Anführungszeichen bei "fred heine" ruhig weglassen. Ich heiße wirklich so und stehe zu meinem Namen.

    Zweitens hat die Bahn 1994 damals insgesamt 60 Varianten vorgelegt, die nicht mehr als Ideenskizzen waren.

    Es gibt rein technisch hunderte…
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